Kleines Mißverständnis am Millerntor

Seit dem Wochenende erreicht die Geschäftsstelle des FC St. Pauli ungewöhnlich viel Fanpost. Doch es sind keine Glückwünsche zum 4:2-Auftaktsieg gegen München 1860, die beim Tabellenführer der Fußball-Bundesliga en masse eingehen – ganz im Gegenteil. Protestbriefe und -faxe landen dort gleich dutzendweise, versendet von empörten Anhängern, die am Millerntor einen Verfall der politischen Sitten wittern.

Ein knapper Satz ist der Grund für die Riesenaufregung. „Ich bin stolz, Deutscher zu sein“, hatte St. Paulis Trainer Uli Maslo unter anderem am Samstag abend im „Aktuellen Sportstudio“ des ZDF erklärt, als er zu seinen Erfahrungen als Fußballehrer im Ausland befragt wurde. „Das war eine unglückliche Formulierung“, hat inzwischen auch der 57jährige eingesehen, der mehrere Jahre am Arabischen Golf tätig war. „Es tut mir leid“, sagte Maslo gestern zur taz.

„Geschockt“ sei er über die große Resonanz, doch in die rechte Ecke wolle er sich nicht drängen lassen: „Ich habe nur über Sport gesprochen, nicht über Politik.“ Nationalistische Positionen vertrete er nicht, „ich bin mißverstanden worden“. Eine Lehre hat der gebürtige Wattenscheider schon gezogen: „In Zukunft werde ich noch mehr abwägen, was ich sage.“ Von den Fans glaubt Maslo, daß sie seine Entschuldigung „akzeptieren“ werden.

Diese Hoffnung könnte sich erfüllen. Im Fanladen des FC St. Pauli zumindest ist man nicht übermäßig aufgeregt. „Wir werden ihm die Gelegenheit geben, selbst was dazu zu sagen“, so Sven Brux. Man wolle Maslo nicht im „Fettnäpfchen“ stehen lassen, wenn er die Sache aufklären kann. Auch Götz Weisener, Leiter der Marketing-Abteilung, vermutet, daß Maslos Fauxpas keine längerfristigen Folgen haben wird. Bislang hätte nur ein irritierter Werbepartner nachgefragt. Dem Präsidium liegt es gleichfalls am Herzen, die Affäre schnell aus der Welt zu schaffen. Für heute hat der Verein eine Presseerklärung angekündigt. cleg