Sit-In in der Fritz-Köhne-Schule

■ 13 Fünftkläßler in Rothenburgsort protestieren gegen eine von der Schulbehörde verordnete „Zwangsummeldung“

Protestplakate malen, spielen und schreiben üben; so sah der erste Schultag für elf Fünftkläßler an der Fritz-Köhne-Schule in Rothenburgsort aus. Sie sollten nach den Sommerferien eigentlich in die Beobachtungsstufe der Osterbrookschule in Hamm wechseln, weil die Schulbehörde keine zweite fünfte Klasse an ihrer Schule einrichten will. Doch das wollten die SchülerInnen und ihre Eltern nicht. So veranstalteten sie gestern ein Sit-In in der Schule. Denn am Unterricht ihrer bisherigen Klassenkameraden durften sie nicht teilnehmen. Das hatte die Schulbehörde der Schulleitung verboten.

Seit der Vorschule besuchten die insgesamt 13 betroffenen SchülerInnen die „Fritze“. „Wir haben hier unsere besten Freunde“, sagen Michel, Florian und Mario, die wollen sie nicht verlassen. Ihre Eltern wenden sich gegen die „Zwangsummeldung“ vor allem aus transporttechnischen Gründen. „Warum sollen die Kinder, die höchstens zehn Gehminuten von der Schule entfernt wohnen, künftig einen Schulweg von ungefähr 30 Minuten mit dem Bus zurücklegen?“ fragt die Elternratsvorsitzende der Grund- und Hauptschule, Helga Franz-Wollgast. Bis neun Uhr fahren die Busse zwar im 20-Minuten-Takt, danach aber nur noch alle 40 Minuten. In der Mittagszeit gebe es zwar auch einen, der die SchülerInnen zurückbringen könnte. Doch was zehn- und elf jährigen Knirpsen während der Wartezeiten alles passieren könnte, könne man sich ja ausmalen, so die Elternvertreterin.

Mit 44 Anmeldungen hatte die Fritz-Köhne-Schule die meisten Anmeldungen für fünfte Klassen im Stadtgebiet. Damit keine zweite Klasse eingerichtet werden mußte, sollten 13 Kinder wechseln. Die Schulbehörde wählte sie aus, weil sie keine Geschwister an der Schule und damit auch keine besonderen Bindungen hätten. Für Helga Frank-Wollgast ist dieses Auswahlkriterium eher fragwürdig: „Da hätte man genauso sagen können, alle die blond sind oder die grüne Haare haben.“ Die Eltern wollen, daß ihre Kinder die zwei Jahre, die die Beobachtungsstufe dauert, in Rothenburgsort bleiben können. Dann müssen sie sich ohnehin für einen weiterführenden Schulzweig entscheiden. Sie zogen gegen die Anordnung der Schulbehörde vor Gericht. Bis ein Beschluß fällt, soll durch einen Antrag auf eine einstweilige Anordnung beim Verwaltungsgericht Hamburg erreicht werden, daß die Kinder die Fritz-Köhne-Schule besuchen dürfen. Auch hier steht eine Entscheidung noch aus. Helga Frank-Wollgast kündigte an: „Wir werden unseren Streik so lange fortsetzen, bis darüber entschieden ist.“ paf