■ Fehlpaß
: Deutschländer-Würstchen

Wie schön wäre es gewesen, an dieser Stelle eine Glosse über den neuen Kult des FC St. Pauli zu schreiben: ergreifende, Böklunder-Gedichte aus dem Stadion-Lautsprecher über lange Friesen (extra knackig), Saftwürstchen (zart) und Landbockwürste nebst ihrer fußballerischen Entsprechung auf dem Millerntor-Rasen. Doch beim Schauen des sonnabendlichen Aktuellen Sportstudio stockte dem Chronisten der Kugelschreiber.

Nicht nur, daß St. Pauli- Trainer Uli Maslo gegenüber Moderator Michael Steinbrecher quengelte, die sportliche Leistung seiner Spieler würde in den Presseberichten nicht genügend gewürdigt, nein, der Übungsleiter des Vereins mit der internationalistischen Attitüde outete sich gleichzeitig auch noch als Deutschländer-Würstchen: „Ich bin stolz, ein Deutscher zu sein“, proklamierte der Coach ungefragt in die schmerzenden Ohren der St. Pauli Fans linker Couleur. Nun, die freie Meinungsäußerung ist ein schützenswertes Grundrecht und daß ein ältlicher Mann den Taten seiner Vätergeneration unkritisch gegenüber steht, ist so ungewöhnlich nicht. Aber wenn ein Fußballtrainer, zudem einer, der gern damit kokettiert akademisch gebildeter Geographie- und Sportlehrer zu sein, Parolen herauskramt, die Anfang der 80er Jahren von dem Republikaner-Vorläufer „Konservative Aktion“ verbreitet wurden, bedarf das wohl einer Erklärung. O.K. Uli Maslos Arbeit bei St. Pauli ist von herausragenden sportlichen Erfolgen gekrönt. Aber das war ja schließlich bei dem Ex-NPD Landtagsabgeordneten Klaus Schlappner in Waldhof Mannheim auch so . . .

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Spielbericht auf Seite 19