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Atombewegung aus dem Jungbrunnen

■ Hauptsächlich Jugendliche kamen zum „Keep Krümmel Kool“-Festival nach Geesthacht

Nicht nur die Sonne strahlte beim „Keep Krümmel Kool“-Festival am Samstag in Geesthacht. „Genervt von Störfällen und Ausreden“ rund um das Kernkraftwerk Krümmel hatten Bürgerinitiativen der Region zu einem Fest geladen, um Protest und Lebensfreude zu demonstrieren. Rund 500 Umweltbewegte – meist Jugendliche – kamen.

Wolfgang Ehmke von der BI Lüchow-Dannenberg konstatierte denn auch: „Die Umweltbewegung ist aus dem Jungbrunnen gestiegen. Mit den Anti-Castor-Protesten sind die Jugendgruppen wieder da.“ Warum, das brachte Mariann von Redecker als Vertreterin der Geesthachter SchülerInnen auf den Punkt: „Weil uns unsere Lebensgrundlagen genommen werden, müssen wir die resignierten BürgerInnen der Region wieder aktivieren.“

Doch von der viel zitierten wendländischen Widerstandsatmosphäre, von der die Redner hofften, sie möge in die Region um Krümmel überschwappen, war an diesem Tag wenig zu spüren. Die Hitze machte eher träge und gemütlich. Überall da, wo es das kleinste Schattenplätzchen gab, knäulten sich die Jugendlichen. Nur nicht zuviel bewegen – höchstens an den Essens- und Getränkestand der niederländischen Volksküche „Den Troag“ (Futtertrog); die Niederländer bereisen als Zeichen ihres Protests mit ihrer Vollwertküche Öko-Festivals und Demonstrationen in ganz Europa. Ansonsten ließen sich die Festival-BesucherInnen von den Bands und den ProtestrednerInnen berieseln.

So forderte Marion Lewandow-ski von der Bürgerinitiative „Eltern für unbelastete Nahrung“ erneut die Stillegung des „Leukämie-Reaktors“ Krümmel wegen des hohen Gesundheitsrisikos, das schon beim Normalbetrieb bestehe. Der neueste Fall eines zehnjährigen Jungen, der in der Elbmarsch an Leukämie erkrankt sei, habe die Angst der Inis bestätigt.

Zum Solidaritäts-Besuch hatten sich „erprobte Behinderer der Castor-Transporte“ eingefunden. Die Castornix-Karawane, seit Juli unterwegs, um „gegen Kernspalterei und für Lebensfreude“ zu protestieren, machte auf dem Festival an der Elbe Station. Im Schatten ihrer bunten Bauwagen mit der „transportablen Widerstandshütte“ warteten die rund 25 Jugendlichen, die mit Fahrrädern und Treckern durch Deutschland ziehen, auf den kühleren Abend, um ihren Info-Stand aufzubauen. „Und es schwimmt doch“, zwar nicht nach Mururoa, sondern nach Krümmel, bewiesen die Mitglieder der Lüneburger Initiativen gegen Atomanlagen. Mit einem Floß aus Rundholz und leeren Fässern waren sie die Elbe runtergefahren, um in Geesthacht festzumachen.

Doch bei dem Festival soll es nicht bleiben. Weitere Aktionen sind geplant. Am 23. September, wenn in Krümmel Revisionsarbeiten angesagt sind, soll die Atomanlage blockiert werden.

Patricia Faller

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