ABB bekam ungebetenen Besuch

■ Staatsanwaltschaft ermittelt wegen Bestechung. Kraftwerksbauer soll möglicherweise Aufträge mit Hilfe von Schmiergeldern beschafft haben

Frankfurt/Main (taz) – Staatsanwälte und Beamte des Bundeskriminalamtes (BKA) haben drei Unternehmen der ABB-Gruppe durchsucht. Wie die in Ludwigshafen erscheinende Rheinpfalz gestern vermeldete, seien die Fahnder bei der ABB Kraftwerke AG in Mannheim und Butzbach bereits am vergangenen Montag vorstellig geworden. In Nürnberg traf es die ABB Tur GmbH, eine Firma zur Herstellung von Industrieturbinen. Hintergrund der Durchsuchungsaktionen ist der „Verdacht der Angestelltenbestechung“, wie die Staatsanwaltschaft in Mannheim gestern mitteilte. ABB habe möglicherweise Schmiergeld gezahlt, um an Aufträge heranzukommen.

ABB mit Stammsitz in Schweden ist der zweitgrößte Kraftwerksbauer in Europa. Die ABB Kraftwerke AG Deutschland schreibt seit einigen Jahren rote Zahlen. Diverse Umstrukturierungsversuche scheiterten. 1996 erwirtschaftete die AG einen Verlust von 150 Millionen Mark. Und der Verlust für 1997 soll nach Insiderinformationen noch höher sein.

Schon länger anhängig ist eine Bestechungsgeldaffäre zwischen ABB und VW. Für den Zuschlag für den Bau einer Lackiererei für die tschechische VW-Tochter Škoda soll ABB Schmiergelder in Höhe von 20 Millionen Mark gezahlt haben. Der Auftrag war 400 Millionen Mark wert. Die Ermittlungen in diesem Fall, in dem auch der tödliche Autounfall eines Škoda-Vorstandsmitgliedes eine Rolle spielt, leitet seit einem Jahr die Staatsanwaltschaft in Braunschweig. Die aktuellen Durchsuchungsaktionen hätten damit allerdings nichts zu tun, versicherte die Staatsanwaltschaft in Mannheim.

Und noch ein weiterer Skandal brachte ABB schlechte Schlagzeilen: Die ABB Kabel und Draht GmbH mußte vor einem Jahr 20 Millionen Mark Bußgeld zahlen – wegen der Beteiligung am sogenannten Kabelkartell. ABB war gestern zu keiner Stellungnahme bereit, bestätigte aber die aktuellen Ermittlungen. kpk