■ Soundcheck
: Concord / Ron Sexsmith

Gehört: Concord. „Puh“, seufzte Kerstin Holzwarth ins Mikro, „ganz schön anstrengend, um zwei Uhr nachts zu spielen.“Leider dachten auch etliche Zuschauer in der Roten Flora so und wendeten ihre Aufmerksamkeit von Holzwarths Steffi Hamburg ab und dem Kneipengemurmel zu. Dabei bot der No-Nonsense-Rock spannende Momente. Etwas unspektakulär wirkte die letzte Band des Abends aber schon nach dem Zwei-Gitarren-Sturm, den Concord zuvor entfacht hatten. Sängerin Julia Lubcke wechselte nicht nur zwischen Englisch und Deutsch hin und her, sondern auch zwischen den Gesangsstilen von Hazel O'Connor und Kim Deal. Dazu schuftete Costa Christofidis bis zum Verbiegen an der Gitarre. Unterhaltsamer Power-Pop, auch wenn der Songaufbau etwas formelhaft auf Refrains Marke „Jetzt geht's ab“setzte. Aber wer kann sich schon brüsten, den wahren Popstar am Baß zu haben – samt „Polizei-SA-SS-Aufkleber“am Instrument.

Ein Abend, an dem wenig Aufhebens um Geschlechterrollen gemacht wurde, durfte mit Jungmännerweltschmerz eröffnet werden: Evelyn's Pork aus Berlin halten Blumfelds erste LP lieb und teuer und nennen vermutlich eine amtliche Indie-Rock-Plattensammlung ihr eigen. „Die Jugend ist die schönste Zeit des Lebens“tönte es am Ende vom Pllattenspieler. Mit Indie-Rock verbracht, kann sie an langen Abenden ganz schön anstrengen. Felix Bayer

Heute abend: Ron Sexsmith. Wie mag wohl eine Platte klingen, die Elvis Costello und Elton John in den höchsten Tönen loben? Man vermutet: nicht so wunderbar wie Other Songs von Ron Sexsmith. Man ahnt: Beide fühlen sich an bessere eigene Tage erinnert, da die magischen Melodien noch leicht von der Hand gingen, jenseits von Pathos und Profilierungsdrang.

Daß das zweite Album des kanadischen Babyface dennoch beinahe im Import-Dienst „versauert“wäre, verwundert kaum: keine Beats (von big zu schweigen), keine Parolen, dem Namen zum Trotz nicht mal Sex! Darauf haben die Marktschreier des Pop nicht gewartet. Vielmehr gilt es, ein sattes Dutzend berückend klarer Songs zu entdecken, die gern mit unter die Bettdecke kommen, wenn das Leben einem zusetzt.

Ironischerweise unterschrieb der Mann aus Ontario zunächst einen Verlagsvertrag, um für andere zu schreiben. Heute stellt sich eher die Frage, ob und wie seine Songs auch in anderer Interpretation funktionieren würden, so sehr scheinen sie mit dieser fragilen Jungsstimme eins zu sein, die dem Profanen und Pittoresken wundersam beherrscht, aber gewiß nicht gleichgültig beikommt. Sexsmith ist melancholisch bis zur Schmerzgrenze. Zyniker sollten lieber nicht ins Knust kommen, wenn er rote Rosen wie „Child Star“aufs Kopfkissen legt.

Jörg Feyer

21 Uhr, Knust