Once upon a time

■ Wehmütiger Abschied von einem inzwischen erschöpften Genre

Seit mehr als zehn Jahren sind die von Tsui Hark produzierten Kung-Fu-Filme aus Honkong, die immer im Mitternachtsprogramm des Forums laufen, unbestrittene Publikumshits. Jedesmal wieder ist das Delphi überfüllt. Ein Drittel des Publikums sind Asiaten, die in Festtagskleidung mit ihren Familien kommen und besonders gelungene artistische Leistungen oder einfallsreiche neue Kampfszenen mit begeistertem Szenenapplaus bedenken.

Doch mittlerweile ist doch ziemlich viel Zeit vergangen; King Hu, der erste große Künstler des Genres („A Touch of Zen“), ist letztes Jahr gestorben, und Filme wie „Peking Opera Blues“, „Once upon a Time in China“ (I und II) oder „Chinese Ghoststories“, die in den letzten zwölf Jahren nicht nur artistisch überzeugten, sondern auch als romantische Kunstwerke, liegen einige Jahre zurück. So erinnert man sich wehmütig an damals, als man total enthusiasmiert aus „Peking Opera Blues“ taumelte und die gehobene Stimmung noch drei Tage anhielt.

Das heißt nicht – um auf „Once upon a time in China & America“ zurückzukommen –, daß das alles keinen Spaß mehr machen würde, es nun langweilig wäre. Der Film ist schön; opulent, großartig choreographiert, schicke Bilder, wunderbare Kampfszenen, keusche Romanzen. Nur gibt es eigentlich, abgesehen von zwei, drei kleinen Innovationen – schicken Kämpfen im Saloon mit allen Westernrequisiten – nichts, was überraschend wäre. Vor allem: keine einzige Szene, in der die Asiaten im Publikum über Sachen lachten, die man selber nicht verstand.

Überraschend sind bestenfalls die lieblosen Typisierungen. Bis auf einen Verräter sind die Chinesen, die gegen korrupte weiße Rassisten um ihr Chinatown kämpfen, durchgehend gute Supermänner. Die Indianer erscheinen als zurückgebliebene, primitive Schwachköpfe in Bodybuilderkörpern. Die bösen Gangster sind zwar prima italo- oder bad-hippie- mäßig stilisiert, aber keine ernstzunehmenden Gegner für die chinesischen Einwandererhelden. Letztlich ist „Once upon a time...“ ein leicht rassistisch angehauchter antirassistischer, unterhaltsamer Kinderfilm. Schade drum. Schnief. (Und ebenfalls schade, daß noch nie einer der Kung-Fu-Regisseure oder Produzenten nach Berlin kam.) Detlef Kuhlbrodt