I love wurstpalast

„Wurst“und „Palast“. Wenn er diese beiden Worte nur hört, ist er glücklich. Kay Ramczyk liebt den Dom und vor allem den Wurstpalast, jene gigantische Frittenbude, die sich mit Glitzer und bunten Lämpchen als Tempel inszeniert und von einer „überwurstgroßen Thüringer“gekrönt wird. Die Wurst, also die Wurst-an-sich, ist nicht nur in Deutschland ein Inbegriff der Lebenslust, wie Kay Ramczyk am Tresen des geliebten Tempels erkannt hat. Mit seinem Programm I love wurstpalast, das am Freitag im actor's auf der Reeperbahn Premiere feierte, wollte er dementsprechend nicht nur sich, sondern per „Chansons rot-weiß“im Grunde der gesamten westlichen Hemisphäre einen Herzenswunsch erfüllen.

Doch der „Musikalische Rummel-Bummel“, im wesentlichen aus schüchtern abgewandelten St. Pauli Liedern von Hans Albers zusammengestellt, hatte wenig Witz. Ein bißchen Esprit flackerte immerhin in seiner Anmoderationen, in denen er sich Gedanken machte über Ruth, die ihn verlassen hat, das einsame Leben der Rosenverkäufer und sein trauriges Herz, das er gern mal in der Friteuse durchwärmen läßt. Eine „Freundin aus St. Petersburg“, Natascha Böttcher, begleitete die Lieder am Klavier und am Ackordeon – manchmal etwas holprig zwar, immer aber voller Hingabe.

Das Thema ist trashig, Ausgelassenheit kam trotzdem nur spärlich auf. Immerhin wurde beim „großen Wurstpalast-Ballett“, zu dem der Absolvent der Hamburger Stage School Of Music Dance And Drama mit travoltamäßigem Hüftschwung aufforderte, leger drauflosgegrölt. Die großen Gesten des Blonden Hans á la „Ich hab mit den Frauen gespielt“konnte man ihm jedoch nicht abnehmen. Um Mißverständnissen vorzubeugen: Der 26jährige Jürgen-Vogel-Typ ist ein origineller Künstler, und seine offen zur Schau getragene Begeisterung ist ansteckend, was ihn sogar als Hanswurst noch sympathisch macht. Von Pommes und Albers-Posen sollte er trotzdem die Finger lassen.

Sabine Claus

Weitere Vorstellungen: 20. und 27. Februar, 20.30 Uhr, actor's im Imperial Theater, Reeperbahn 2