Männergruppe Von Karl Wegmann

Die Luft riecht nach Frühling, Bayern München hat verloren, Wishbone Ash leben noch und gehen wieder auf Tour, und im Getränkemarkt um die Ecke haben sie Pilsner Urquell im Sonderangebot. Kurzum: ein perfektes Wochenende für den hedonistischen Althippie in der Provinz. Meine Männergruppe ist ein bißchen aufgekratzt, beschäftigt sich ausgiebig mit dem Sonderangebot, und aus den Boxen blubbert „In the Land of Grey and Pink“ von Caravan. „Ah ja, die 70er“, schwärmt Willy, „das waren noch Zeiten. Damals konnte man zu einem Mädchen hingehen, ihr über die Haare streichen, ihr erzählen, wie toll sie aussieht und daß man Lust hat, mit ihr ins Bett zu steigen. Versuch das heute mal, du könntest glatt erschossen werden.“ „Hast du in letzter Zeit mal in den Spiegel geschaut“, fragt Hermann, „sie würde wahrscheinlich mit einer Anklage wegen Sterbehilfe davonkommen.“ „Ich mein' doch nicht das Alter“, erwidert Willy, „ich mein' die Zeiten. Man muß höllisch aufpassen, was man sagt, man könnte ja eine der sieben Millionen Minderheiten beleidigen. Neulich zum Beispiel auf 'ner Fete, ich steh' da so rum und höre, wie sich neben mir Leute über Schafe unterhalten. Ich versuch' mich einzuklinken und sage: ,Der natürliche Lebensraum des Lämmchens ist die Küche.‘ Hey, war nur ein Witz. Mein Pech, daß die Typen neben mir militante Veganer waren.“ „Kenn' ich auch“, sagt Hermann, „ich war vorgestern mit einem Arbeitskollegen essen. Wir quatschen über Urlaubsorte, wo es schön ist und so, total harmlos. Irgendwann sage ich: ,Mein Verständnis von Natur finde ich eher zwischen den Schenkeln einer schönen Frau als in Wiesen und Wäldern.‘ Kaum ausgesprochen, höre ich schon, wie es hinter mir kreischt: ,Widerliches Chauvischwein! Drecksmacho!‘ etwas in der Preisklasse. Dann werden zwei Gläser Rotwein auf meinen Kopf geschüttet, und Frau Kreische stürmt an mir vorbei aus dem Lokal: ,Ich bleibe keine Sekunde länger in einem Restaurant, in dem Frauenfeinde bedient werden.‘“

„Ich versteh' das alles nicht“, Konscho schüttelt den Kopf. „Eigentlich ganz einfach“, sagt Willy. „Wenn eine Frau sagt: ,Alle Männer sind Schweine!‘ so ist das politisch korrekt; dann hat sie wahrscheinlich schlechte Erfahrungen gemacht, und unterdrückt ist sie sowieso. Wenn ein Mann sagt: ,Alle Frauen sind Säue!‘ dann ist das Pornographie, unkorrekt und absolut verdammenswert.“ „Versteh' ich nicht“, sagt Konscho, „ich hatte nie solche Probleme.“ „Du Glücksschwein hast als Grieche mit Olivenhaut ja auch einen Ausländerbonus“, erklärt Hermann, „du bist auch eine unterdrückte Minderheit und eine, die noch gut aussieht, für dich gelten andere Regeln.“ Konscho lächelt glücklich. „Spalter!“ rufe ich ihm zu, „unsolidarischer Fremdarbeiter!“

Dann beschließen wir, politisch unkorrekte Sprüche zu sammeln, die auf den ersten Blick unverfänglich sind. Konscho legt gleich los: „Kommt eine Blondine zum...“ „Halt!“ brüllt Willy, „du hast es immer noch nicht kapiert. Etwas subtiler bitte, das heißt: keine Blondinenwitze.“ Es wurde dann noch ein wirklich lustiger Abend in der Männergruppe, politisch völlig unkorrekt. Ich habe alle Redewendungen und Sprüche notiert. Natürlich kann ich sie hier nicht wiedergeben. Das hier ist schließlich eine politisch korrekte Zeitung.