Duve hat die Nase voll von Hamburger Flügelkämpfen

■ SPD-Außenpolitiker Duve will nach parteiinternen Querelen nicht mehr kandidieren

Hamburg (taz) – Der prominente SPD-Außenpolitiker Freimut Duve wirft nach 17 Jahren Bundestag das Handtuch. Nach parteiinternen Querelen in seinem Hamburger Wahlkreis teilte der 62jährige gestern mit, daß er für eine erneute Kandidatur nicht mehr zur Verfügung stehe. Er habe sich immer bemüht, „die lähmende Flügelfixierung zu überwinden“, sagte Duve. Er wolle nicht, daß seine politische Arbeit „zum Spielball möglicher Flügelkämpfe der Hamburger SPD instrumentalisiert“ werde.

Daß sich auch „führende Politiker“ an der ihm gegenüber „bislang nie geäußerten Kritik beteiligen“, zeige ihm, daß er für seine Arbeit keinen Rückhalt mehr habe, so Duve. Offiziell wird ihm vorgeworfen, er habe sich zuwenig um seinen Wahlkreis gekümmert. Angesichts seines Engagements, vor allem als Bosnienbeauftragter des Deutschen Bundestages, „verletzt“ ihn dieser Vorwurf.

Hinter den Kulissen hatte sich eine für die Hamburger SPD typische Provinzposse abgespielt. Duves Wahlkreis wird den Parteirechten zugerechnet. Nachdem der rechte Flügel mit dem Rücktritt des Regierungschefs Henning Voscherau seinen Niedergang erlebte, erhoben die SPDler um Bausenator Eugen Wagner nun Anspruch auf den Bundestag-Direktkandidaten. Sie wollten den Wagner-Zögling Johannes Kahrs (34) gegen Duve antreten lassen. Kahrs hat sich in Hamburg wegen nächtlichem Telefonterror bei einer Juso-Konkurrentin und als Burschenschaftler bereits einen unrühmlichen Ruf erworben. Silke Mertins