Fall Dutroux: Unfähigkeit, Schlamperei und Korruption

■ Belgischer Untersuchungsausschuß sieht aber keine Anzeichen für eine politische Vertuschung des Skandals

Brüssel (taz) – Der Dutroux-Ausschuß des belgischen Parlaments hat keine Hinweise gefunden, daß der Kinderschänder Dutroux von Politikern geschützt worden wäre. Der Untersuchungsbericht, der gestern in Brüssel vorgelegt wurde, kommt zu dem Schluß, daß die Dutroux-Bande durch Unfähigkeit, Schlamperei und Korruption in den Ermittlungsbehörden begünstigt wurde. Der vorbestrafte Marc Dutroux war im August 1996 verhaftet worden, nachdem er über Jahre mindestens sechs Mädchen entführt, monatelang in seinem Keller gefangengehalten und für Pornofilme mißbraucht hatte. Zwei Mädchen konnten lebend befreit werden, die vier anderen wurden tot aufgefunden.

Wie sich herausstellte, war die Polizei rechtzeitigen Hinweisen auf Dutroux nicht nachgegangen. Informationen wurden nicht weitergegeben, Zeugen nicht ernst genommen und die Ermittlungen verschleppt. Zehn Beamten wirft der Untersuchungsausschuß schwere Verfehlungen vor. Unter anderem seien Dutroux und sein mutmaßlicher Auftraggeber Michel Nihoul als Polizeispitzel geführt und deshalb immer wieder aus dem Visier der Ermittlungen genommen worden. Noch in der Nacht zum Dienstag beschloß die belgische Regierung die seit langem versprochene Reform des Polizeiapparates. Die Justizpolizei soll in die Gendarmerie integriert werden, die den Gemeinden unterstehende Ortspolizei bleibt daneben erhalten. Kritiker befürchten, daß damit weder die Kompetenzstreitigkeiten noch die Einflußnahme auf Ermittlungen durch Politiker beendet werden. Alois Berger

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