Europa will Hanfprämien kürzen

■ Kommissar fürchtet Subventions-Abzockerei und kürzt drastisch

Berlin (taz) – Die Verfechter des Hanfanbaus in der EU müssen sich mächtig ins Zeug legen. Sonst wird ein Vorschlag des Agrarkommissars Franz Fischler verwirklicht, der die junge Hanfindustrie empfindlich treffen könnte: Die Subventionen aus Brüssel sollen von derzeit 1.400 Mark pro Hektar (10.000 Quadratmeter) auf 1.000 Mark gekürzt werden. Entscheiden müssen nun die Agrarminister. Nach Angaben des Büros von Fischler wird das aber erst im April oder gar im Juni passieren.

„Das ist schlecht, weil dann die Hanfpflanzen längst gesät sein müssen“, sagt Bernd Frank, Mitinhaber der Badischen Naturfaseraufbereitung (BaFa). „Die Landwirte wissen derzeit also nicht, ob und welchen Gewinn sie durch den Hanfanbau einfahren.“ Langfristig soll die Hanfindustrie auf eigenen Beinen stehen. Derzeit sind aber sowohl Verarbeitungstechnik als auch Anbaumethoden noch nicht ausgereift. Die Autoindustrie beispielsweise fängt gerade erst an, statt Kunstfasern die hochwertigen Hanffasern in größerem Maßstab zu nutzen.

Einen Grund für die Kürzung liefern vor allem die Spanier. Diese standen 1997 mit knapp 4.300 Hektar Hanffläche an dritter Stelle in der Union. Dieses Jahr rechnen die Beamten Fischlers mit 15.000 Hektar allein in Spanien, vor Frankreich mit 12.000 und Deutschland mit etwa 3.500 Hektar. Abnehmer gibt es für derart große Flächen derzeit nicht. Die billig produzierenden Spanier schöpfen einfach die hohe Anbauprämie ab. Doch die Kürzung der Prämie auf 1.000 Mark ist keineswegs sicher: Deutschland, Frankreich und die Niederlande sind dagegen. Sie wollen eine nur leichte Kürzung oder eine Methode, die schon bei Flachs funktioniert: Jeder, der eine Prämie will, muß per Vertrag einen Abnehmer vorweisen. Der Anbau rein zum Abzocken der Prämie fällt damit flach. rem