Westerwelles Angst vor feindlicher Übernahme

■ Erst begrüßte die Bonner FPD, wo Guido Westerwelle Kreisvorsitzender ist, ein junges Mitglied freundlich in ihren Reihen. Nach wenigen Tagen wurde der Student wieder ausgeladen

Berlin (taz) – Gunnar Stevens war guter Dinge. Am 14. Januar durfte sich der 27jährige Informatikstudent als Liberaler fühlen. Der Kreisverband Bonn der FDP begrüßte ihn schriftlich „recht herzlich“ als neues Mitglied. Seine Mitgliedskarte werde vom Landesverband Nordrhein-Westfalen nachgereicht. Man hoffe, daß er „zukünftig aktiv an den verschiedenen Veranstaltungen“ teilnehme. Freundliche Grüße richteten sowohl Guido Westerwelle, seines Zeichens nicht nur FDP- Generalsekretär, sondern auch FDP-Kreisvorsitzender in Bonn, und die zuständige Kreisgeschäftsführerin aus, die den Brief unterschrieben hatte.

Doch neun Tage später erlebte Stevens sein gelbblaues Wunder. Der Kreisverband (700 Mitglieder) hatte es sich anders überlegt. Stevens wurde wieder ausgeladen – ohne Begründung. Der Kreisvorstand, heißt es im Brief, habe beschlossen, ihn nicht als Mitglied aufzunehmen. „Unser Begrüßungsschreiben wird damit gegenstandslos“, lautete die bündige Antwort der stellvertretenden FDP-Kreisvorsitzenden Barbara Wrany. Man wünsche ihm, Gunnar Stevens, „für die Zukunft alles Gute“. Stevens aber will sich so schnell nicht geschlagen geben. Immerhin seien zwei Bekannte mittlerweile in der FDP. Nur ihn, einen der Hauptorganisatoren der Studentenbeitritte in Bonn, wolle man nicht. Seine erste Lektion in Politik habe er wohl gelernt: „Wenn man sich wie ich politisch engagiert, dann wird das wohl nicht gerne gesehen.“ Dabei ist die Sorge der Bonner FPD vor einer „feindlichen Übernahme“ unbegründet. Im Gegensatz zu Berlin liebäugeln dort erst 50 Studenten mit einer Aufnahme in die Partei.

Die Ablehnung kam nur vier Tage nachdem Guido Westerwelle in der taz die von Studenten in Berlin angedrohte FDP-Übernahme folgendermaßen kommentiert hatte: „Klamaukeintritte wird es nicht geben. Wer ernsthaft die Ziele der FDP unterstützt, wie sie im Grundsatzprogramm stehen, der ist herzlich willkommen.“ Und das will Stevens. Denn seinen Beitritt verstehe er auch als „Akt gegen die Politikverdrossenheit“. Von der Kreisgeschäftsstelle war keine Auskunft zu erhalten. Die Partei, die sich für die „Leistungsbereiten“ öffnen will, macht in Bonn Pause. Bis zum Aschermittwoch bleibe die Kreisgeschäftsstelle geschlossen, tönt es vom Anrufbeantworter. Severin Weiland