Durchs Dröhnland
: Schön halt, seufz...

■ Die wichtigsten und überflüssigsten Konzerte der kommenden Woche

Mit Folkrock ist das, was deishovida machen, nur sehr unzureichend beschrieben. Schlußendlich muß das österreichische Quartett wahrscheinlich nur deshalb mit diesem Label leben, weil es sich um eine Drehleier herum gruppiert. Die bestimmt den Sound, aber von den Strukturen her sind wir hier nicht einmal in der Nähe des Landes Folk, sondern auf einem ganz anderen Planeten. Wenn man will, kann man ein paar ungarische Melodieschnipsel hören, als wären diese auf irgendeiner verstaubten Datei auf irgendeinem Sampler gefunden worden, aber was man hört, ist Jazz, sind alle denkbaren Einflüsse, vielleicht sogar HipHop oder Noise-Rock, der Attitüde nach sogar Hardcore. Manchmal singen sie sogar fröhlich, und zu manch fröhlicher Karikatur eines Puszta-Festes inklusive Pidgin-English könnte man sogar tanzen.

20.2., 21 Uhr, Huxley's Junior, Hasenheide 108–114

Wenn es um 70er-Jahre- Rock geht, spielen Blackmail hierzulande recht allein im Schwergewicht, denn kaum jemand wagt noch so wie sie die wirklich schwere Dröhnung. Ebenfalls aus der Umgebung von Koblenz kommend, teilen sie sich den Gitarristen mit Scumbucket, die eine Version light des Ganzen abliefern, das die Gitarrenriffs etwas grungiger anlegt, aber doch im Prinzip dieselbe drogengeschwängerte Atmosphäre verbreitet. Und ich spreche hier von richtigen Drogen, von Bewußtseinserweiterung und einem hübschen Horrortrip von Zeit zu Zeit, nicht von diesem glücklich machenden Hochleistungsdesignerkram. Da drauf könnte man mit Scumbucket auch nichts anfangen, wenn sie sich mal wieder irgendwo mitten in einem Riff verirren und nur sehr, seeehhhr langsam wieder rausfinden.

26.2., 21.30 Uhr, Duncker, Dunckerstraße 64, Eintritt frei

Quarks, so schreibt das Duo aus Berlin über sich selbst, sind „nicht sehr laut, und das ist sehr schön“. Was soll man da sagen, es stimmt. Wer richtig böse und gehässig ist, hört Neue Deutsche Welle bei ihnen raus. Wer das nicht ist, und wer will das schon sein, sucht Bezugspunkte im TripHop und natürlich in der relativ neuen liedhaften elektronischen Musik, die sich in Berlin langsam mausert: zuerst Tarwater oder Laub und jetzt das. Ganz herzhaft herzlich auch die Texte. „Wenn wir jetzt auseinandergeh'n / bleibt nichts zurück / außer ein Stück zerdrückter Rasen.“ Ach ja, die Liebe. Die schreckt vor nichts zurück: „Wenn die Nacht den Morgen küßt / alles wie verzaubert ist.“ Das singt Jovanka von Willsdorf mal, als ginge sie das alles gar nichts an, ein andermal, als ginge sie das entfernt was an. Zusammen mit Niels Lorenz arrangiert Willsdorf für ihre Texte ein extrem zartes Klappern mit Tönen, die sich manchmal zu schämen scheinen, so deplaziert und unterproduziert klingen sie. Das Ganze ist zwar leise, aber absurderweise kein bißchen zerbrechlich. Schön halt, seufz...

Bei „Freude durch Elektronik“, 25.2., 21 Uhr, Podewil, Klosterstraße 68

Mutabaruka verkauft sich gerne als Revolutionär, propagiert aber kaum mehr als die gute alte Rastamann-Ideologie, derzufolge der schwarze Mann schleunigst und unbedingt zurück nach Afrika sollte, wo der Geist des guten alten Königs Haile Selassie schon warten würde. Dabei wird natürlich tunlichst verschwiegen, daß die da in Äthopien noch nie sonderlich scharf waren auf einen Haufen kiffender Einwanderer aus Jamaika. Aber abgesehen davon ist Mutabaruka ein netter Trip in die Vergangenheit, als man mal wieder was nicht ganz richtig verstanden hatte und im Chorus mit Bob Marley dem Rastamann riet, er möge keine Angst vor der Atomenergie haben. Ja, da hast du uns verarscht, Bob! Da sollte es heute für uns erst recht kein Problem sein, zu den sanften Reggae-Klängen Mutabarukas mitzuschwingen, mit denen er seine Gedichte vertonen läßt. Da wird mal ganz kurz und vorsichtig Dub ausgetestet und schon eher mit Sunshine-Happy-Reggae geflirtet, am Ende aber doch die sichere, traditionelle Schiene gefahren. Für meinen Geschmack könnte da ein wenig spröde-trockene Knorrigkeit im Andenken an Linton Kwesi Johnson nicht schaden.

21.2., 22 Uhr, Pfefferberg, Schönhauser Allee 176 Thomas Winkler