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Next Stop NaganoSpeedoskejto und Closing

■ Der Olympische Platz – Zentrum der Anstecknadeln, Tickets und Nudelsuppen

Unvergessen der verwirrte Pressemensch, der in Atlanta absolut nicht verstand, warum der Detektor am Schwimmstadion immer piepste, wenn er hindurchging. Kopfschüttelnd probierte er es diverse Male und scheiterte stets aufs neue. Bis jemand dezent auf seine Kopfbedeckung deutete. An dem breitkrempigen Hut prangten etwa hundert Anstecknadeln.

„Pins“ sind der große Hit bei Olympischen Spielen und ein weltweites Phänomen wie sonst nur Coca-Cola oder Handys. Überall sind die Leute wild auf die kleinen Dinger, und es ist völlig egal, welcher Unsinn draufsteht. Zentrum des Nadelhandels in Nagano ist der Olympische Platz, das Pendant zu dem, was in Atlanta der berühmt-berüchtigte Centennary Olympic Park war.

Bei den Winterspielen ist jedoch alles eine Nummer kleiner, sowohl die Sponsorenzelte als auch die Gesamtgestaltung des schmucklosen Areals. Es spielen keine Musikgruppen, man kann keine Pflastersteine mit seinem Namen verlegen lassen, und das Gewimmel ist nicht halb so erdrückend. Die meisten Menschen sammeln sich um die Anstecknadelstände und bevölkern die Brücke über den Bahnhof von Nagano, an dem der Shinkansen losfährt, jener neue Superschnellzug, mit dem man für 110 Mark Tokio in drei Stunden erreichen kann.

Auf der Brücke und vor dem Bahnhof tummeln sich die Schwarzhändler, allesamt aus den USA oder Europa, und haben die Vorlieben der potentiellen japanischen Kunden bestens durchschaut. Nicht „Biathlon“ oder „Alpin“ verheißen ihre Rufe, sondern „Speedoskejto“, „Hockey“ oder auch „Closing“. Ungeniert verlangen sie 1.400 Mark für eine Karte zum Eishockeyfinale.

Da winken selbst betuchte Japaner ab und trösten sich über die entgangenen NHL-Genüsse lieber im Zelt des Sponsors Kirin hinweg, der olympischen Brauerei. Hier ist das Angebot auf das Wesentliche zurückgeführt: Es gibt Bier und nichts sonst, so wie es Budweiser mit seinem Gebäude in Atlanta vorgemacht hatte. In anderen Zelten kann man an Terminals eine Fanmail an seine Lieblingsstars senden. 50 Stück habe sie vor dem 1.000-Meter-Rennen bekommen, sagt die kanadische Eisschnelläuferin Catriona LeMay-Doan glücklich.

Wenn die Sonne scheint, sitzen die Leute furchtlos im Freien und führen sich an kleinen Tischen die köstliche japanische Nudelsuppe zu. Auffällig indes ist das Fehlen einer Einrichtung, die im Olympic Park von Atlanta bei weitem den größten Andrang fand: der Springbrunnen in Form der Olympischen Ringe, in dem Hunderte durchnäßte Kids rumtobten. Komisch eigentlich.

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„Kommt, laßt uns doch mal zum Olympischen Dorf gehen und gucken, ob wir Alberto Tomba sehen.“ So ähnlich dürfte es in manch japanischer Familie heißen, die in der Nähe der Olympioniken-Heimstatt wohnt. Der Wellblechzaun des Dorfes ist ein beliebtes Ausflugsziel, die Hoffnung, tatsächlich eines leibhaftigen Olympiasiegers ansichtig zu werden, wohl eher gering. Es sei denn, man ist ein etwa achtjähriger Junge, der flugs aus seinem Haus geschossen kommt, sobald ein fremdländisch aussehender Mensch vorbeieilt, diesem ein Schreibheft entgegenstreckt und in wohlgesetztem Englisch fragt: „May I have an autograph, please?“ Das Kompliment, daß er sehr gut englisch spreche, versteht er dann zwar nicht, aber dafür äußert er nach erfolgter Unterschrift ein formvollendetes „Thank you“ und flitzt zufrieden davon. Irgendwie traurig, daß sein Heft nach Ende der Spiele wohl nichts anderes enthalten wird als Autogramme von Journalisten, die vom Deutschen Haus den viertelstündigen Weg zum Shuttle- Bus am Olympischen Dorf entlanghasten. Matti

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