■ Mit bayerischem Elektrosmog auf du und du
: Endlich Untersuchung

München (taz) – Vor drei Monaten hatte der bayerische Landtag einstimmig beschlossen, den Ursachen von gehäuft auftretenden Fehl-, Tot- und Mißgeburten bei Kälbern in einem Milchviehbetrieb in Schnaitsee (Landkreis Traunstein in Oberbayern) auf den Grund zu gehen. Jetzt soll endlich mit den Untersuchungen begonnen werden. Wie das Gesundheitsministerium auf Anfrage mitteilte, wurde der Tiergesundheitsdienst Bayern e.V. in Poing mit der tiermedizinischen Untersuchung beauftragt. Für die Klärung möglicher elektromagnetischer Ursachen im Fall Schnaitsee will das bayerische Umweltministerium das Bundesamt für Strahlenschutz beauftragen.

Wie berichtet, hatte ein vom betroffenen Landwirt in Schnaitsee eingeschalteter Veterinär des Landratsamts Traunstein in einem Schreiben vom April 1997 „die Dauerbelastung durch elektromagnetische Felder als Ursache“ der Vorkommnisse im Tierbestand verantwortlich gemacht. Auch der vom Veterinär hinzugezogene Spezialist für Elektronik und Radar der Bundeswehruniversität München, Professor Günther Käs, sieht „deutliche Hinweise“ auf einen Zusammenhang zwischen den vermehrt auftretenden Symptomen wie Tot- und Mißgeburten und den elektromagnetischen Feldern rund um den Bauernhof.

Der forschungspolitische Sprecher der bayerischen Grünen, Volker Hartenstein, kritisiert in einer Pressemitteilung „die Verzögerungstaktik“ der Staatsregierung. Daß nun anstelle unabhängiger Wissenschaftler das Bundesamt für Strahlenschutz die potentiellen Gefahren elektromagnetischer Felder prüfen soll, hält der Grüne für Taktik. Schließlich sei diese Behörde bekannt dafür, daß sie derartige Gefahren „kleinrede“.

Das bayerische Gesundheitsministerium unter Ministerin Barbara Stamm hat bislang jeden möglichen Zusammenhang „zwischen elektromagnetischen Feldern und gesundheitlichen Schäden bei Tieren“ als wissenschaftlich nicht nachgewiesen in Frage gestellt. Ein erster Zwischenbericht der in Auftrag gegebenen Untersuchungen wird bis zum Sommer erwartet. Dann soll auch der Landtag unterrichtet werden. Manuela Knipp-Dengler