UN-Mitarbeiter und Diplomaten setzen sich aus Bagdad ab

■ Vor dem heutigen Besuch des UN-Generalsekretärs Kofi Annan nimmt in der irakischen Hauptstadt Nervosität zu

Bagdad/Berlin (taz/AFP) – In Bagdad steigt die Angst vor Krieg. Gestern beschloß die polnische Regierung den Abzug aller ihrer Botschaftsangehörigen aus der irakischen Hauptstadt. Zehn der insgesamt 16 Diplomaten und ihre Familien hätten den Irak bereits verlassen, hieß es aus der Botschaft. Bis heute sollen 60 weitere UN-Mitarbeiter, die vor allem bei der Verteilung von Lebensmitteln und Medizin im Einsatz sind, das Land verlassen haben. EinwohnerInnen Bagdads beginnen unterdessen mit Hamsterkäufen: Vor allem Gas zum Kochen und Heizbenzin sind begehrt, aber auch Grundnahrungsmittel wie Mehl, Zucker und Reis.

Entgegen der allgemein bevorzugten Reiserichtung landeten gestern zwei UN- Diplomaten in Bagdad. Sie sollen den Besuch von UN-Generalsekretär Kofi Annan vorbereiten, der heute zu einem letzten Vermittlungsversuch in der irakischen Hauptstadt erwartet wird. Gestern abend machte er einen Zwischenstopp in Paris.

In Iraks Nachbarstaat Kuwait landeten gestern 375 US-Soldaten. Sie bilden das erste Kontingent von insgesamt 6.000 Soldaten, die das Emirat vor einem möglichen irakischen Angriff schützen sollen.

US-Präsident Bill Clinton bekräftigte gestern bei einer Fernsehansprache seine unnachgiebige Position. Es gebe zwar noch keinen Zeitplan für einen Angriff gegen Irak. Jedoch habe er seinem Vize Al Gore untersagt, wie geplant nach Südafrika zu reisen. Begründung: „Ich will in den nächsten Tagen alle meine Sicherheitsberater um mich haben.“ taud

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