Edelstein am Galgen

■ Kahrs gewinnt den SPD-Wahlkreis Mitte gegen Überraschungskandidatin

Der Nachfolger des renommierten SPD-Außenpolitikers Freimut Duve als Direktkandidat des Wahlkreises Hamburg-Mitte heißt Johannes Kahrs. Der 34jährige Zögling des parteirechten Bausenators und Kreis-Chefs Eugen Wagner konnte sich gestern gegen eine Überraschungskandidatin aus Nord durchsetzen. Er bekam auf der Wahlkreiskonferenz 33 von 61 Stimmen.

Damit ist das Gemetzel um den Kandidaten, dem in dieser Woche nach Duve auch Ex-Bürgermeister Henning Voscherau zum Opfer fiel, beendet. Duve verabschiedete sich mit bewegten Worten nach 17 Jahren Bundestagsarbeit von seinem Wahlkreis: „Ich bedaure, daß dies in dieser Stimmung geschieht“, so der 61jährige. „Das läßt mich nicht so kühl, wie man es Hamburgern nachsagt.“

Als jungen „tüchtigen“Kandidaten mit einem „astreinen sozialdemokratischen Stammbaum“beschrieb Wagner Kahrs. Der umstrittene Jungrechte selbst beschreibt sich als engagierten Kommunalpolitiker. Warum es zu den „Turbulenzen“kam, können beide nicht begreifen.

Die Machenschaften um Johannes Kahrs „haben mir die Fassung geraubt“, kommentierte der SPD Nord-Chef Detlef Scheele die Ereignisse der vergangenen zwei Wochen. Der Rückzug von Duve und Voscherau sei ein „doppelter Scherbenhaufen“. Deshalb überraschte er den Kreis Mitte mit der 36jährigen Kirsten Schenk als – erfolglose – Gegenkandidatin.

Der starke Mann aus Nord, Jan Ehlers, bezeichnete die Vorgänge als „Galgenstück, das ich niemandem verzeihen werde.“Was sich Mitte geleistet habe, sei „an Peinlichkeit nicht zu toppen“. Mit Duve verliere Hamburg einen „Edelstein“. Silke Mertins

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