Ein Präsident sieht grün

Technische Uni Harburg gegen Sparvorgabe von Wissenschaftssenatorin Krista Sager. Die findet, TU-Chef Trinks laufe Amok  ■ Von Achim Fischer

„Unerträglich“nannte TU-Präsident Hauke Trinks gestern Sparvorgaben der Wissenschaftsbehörde gegenüber seiner Hochschule. Das Verhalten der Wissenschaftssenatorin Krista Sager (GAL) sei ein „Vertrauensbruch“. Sie halte schriftliche Vereinbarungen nicht ein. Trinks wirft ihr vor allem vor, anstelle der Hochschulen über die Durchführung von Forschungsvorhaben entscheiden zu wollen. Reaktion von Krista Sager: „Herr Trinks läuft Amok und bringt dabei nicht nur sich, sondern auch seine Hochschule ins Gerede.“

Sechs Millionen Mark – ein Zehntel der Personalkosten – muß die TU jährlich einsparen, eine ähnliche Quote wie die anderen Hamburger Hochschulen auch. So hatten es Präsidium und Senat vor drei Jahren ausgehandelt. Privileg für die Technische Uni, fixiert in einer sogenannten „Leistungsvereinbarung“: sie darf die eingesparten sechs Millionen verwenden, um neue Forschungsbereiche aufzubauen. Jetzt soll Trinks jährlich noch einmal 1,6 Millionen einsparen. Als er in der Behörde protestierte, sei ihm gesagt worden, er „solle froh sein. Die Summe könne auch noch höher werden.“

Was den TU-Präsidenten aber „wirklich wütend macht“, sind Umverteilungspläne der Senatorin. Denn 775.000 Mark aus den eingesparten Forschungsgelder will Sager in einen Fonds für Umweltforschung stecken. Wegen der Sparpläne mußte Trinks diese Woche jedoch die Ausschreibungen für zwei Professoren-Stellen stoppen: Paradoxerweise eine für Gewässerreinigungstechnik und eine für regenerative Energien. „Als Antwort haben wir erhalten, wir könnten das benötigte Geld ja beim Öko-Fonds beantragen.“Trinks Fazit: „So werden die Hochschulen an die Leine gelegt. Jetzt entscheidet die Wissenschaftsbehörde, ob das Liebesleben der Frösche im Mühlenberger Loch erforscht wird oder ob man damit biotechnologische Forschung voranbringt.“

Sager warf dem TU-Präsidenten eine „verzerrte und unzutreffende Wahrnehmung der Sachverhalte“vor. Der „Solidarbeitrag“für den Öko-Fonds „steht der TUHH gut an“. Schließlich müsse die Uni, bezogen auf die Zahl der Lehrenden, rund doppelt so viele Studienanfänger verkraften. „Völlig aus der Luft gegriffen“nannte Sager den Vorwurf des Vertragsbruches. „Diese Vereinbarung bezog sich „nur“auf die Personaleinsparungen.“

Die TU stellte gestern außerdem ein detailliertes Konzept für eine privatwirtschaftliche Uni vor (NIT – Northern Institute of Technology). Kosten von maximal 2,3 Millionen Mark jährlich stünden Sponsorengelder von 2,7 Millionen Mark gegenüber. Die Stadt müßte aber einen Teil des Campus kostenlos bereitstellen.

Sager zeigte sich „prinzipiell offen“gegenüber den Plänen. Es bestehe jedoch noch „Klärungsbedarf“, unter anderem wegen des Grundstückes. Eine behördeninterne Projektgruppe soll deshalb „in den kommenden Wochen“erstmals zusammentreten.