Felsenfest auf Stroh gebaut

■ Trennwände aus Stroh sind so neu nicht. Jetzt aber kommen sie in Deutschland wieder auf den Markt: stoßfest und brandgeschützt /In Bremen-Walle werden sie vorgeführt/ Laien staunen

Denkt mensch an Innenwände, denkt er an Beton, vielleicht noch an Gips. Zumindestens der gemeine Laie. Doch jetzt schickt sich eine Firma namens Bio Pack an, den Wand-Markt zu revolutionieren. Mit einer Wand aus Stroh.

„Wie geht das denn?“fragte sich der Laie und schaute sich's in einer Fabriketage mal genauer an, wo, wo mit den Strohwänden just Büros hineingebaut werden. Zwar: Auf den ersten, zweiten, dritten Blick sehen die fertigen Wände auch nicht anders aus als jede x-beliebige Wand. Aber der Clou liegt schließlich auch in ihrem Inneren. Das Aufstellen der Trennwände geht zu schnell um das zu sehen: Ruck-zuck, die Zimmermänner gucken zufrieden und anwesende Architekten fachkundig-interessiert. Nur der Laie traut seinen Augen nicht.

Aber, es geht hier ja um eine Firmenpräsentation: Da gibt es Männer mit Namensschildern, die helfen gern; das ist ihr Job. Also, mal fragen und erklären lassen: Die Wand aus Stroh heißt „Karphos - Die Wand“undihre Grundidee ist alt. In England gibt es Strohwände schon seit mehr als vierzig Jahren und ist auf der Insel ein ganz normaler Baustoff. Die Idee, Strohwände auch auf dem Festland anzubieten, kam Bio Pack, weil sie Verpackungen aus Stroh produziert und dadurch mit der englischen Firma in Kontakt kam.

Aber nicht nur in England ist ökologisches Bauen eine Marktlücke. Also begann die Firma an der Wand zu feilen, bis auch die strengen deutschen Normen erfüllt waren. Seit nunmehr zwei Jahren wird versucht, das neue Produkt auf dem deutschen Markt unterzubringen - und hat dabei sogar bei Obi ein offenes Ohr gefunden.

Die Vorteile: Die Wände sind aus einem gesunden Werkstoff hergestellt und einfach und schnell einzubauen, da das sonst übliche Ständerwerk fehlt. Jeder halbwegspfiffige Heimwerker könnte beim nachträglichen Dachausbau die Wände selbst aufzustellen, preist Thomas Feischen, Gebietsleiter von „Die Wand“, sein Produkt an. Schränke oder sanitäre Einrichtungen lassen sich nach freier Wahl anbringen - es gibt ja kein Ständerwerk. Die Preise sind durchschnittlich; und bei der Entsorgung ist sogar die Kompostierung möglich.

Dann schlägt wieder der ungläubige Laie zu: „Wie sieht das denn mit Brandschutz aus?“Thomas Feischen: „Das Stroh wird so dicht zusammengepreßt, daß keinerlei Sauerstoffzugang vorhanden ist. Wir mußten ja auch durch die Prüfungen kommen“. Ach ja, und Feuchtigkeit? Und Dämpfung? Und Schallschutz? Alles geprüft, wir sind ja in Deutschland. Beeindruckt steigt der Laie das Baugerüst im alten Speicher des Bachmann-Gebäudes wieder hinunter.

kade

Ausstellung in der Cuxhavener Straße 10; Voranmeldung