■ Die Anderen
: Zur Reise von UN-Generalsekretär Kofi Annan nach Bagdad schreibt die "New York Times" / Zum möglichen Krieg schreibt "Corriere della Sera" / "Le Figaro" & "Nesawissimaja Gaseta" schreiben zur Haltung der USA in der Irak-Krise

Zur Reise von UN-Generalsekretär Kofi Annan nach Bagdad schreibt die „New York Times“: Diplomatische Pessimisten geben UN-Generalsekretär Kofi Annan wenig Chancen für eine Lösung der Irak-Krise bei seiner Mission an diesem Wochenende in Bagdad. Aber die Umrisse einer plausiblen Übereinkunft, auch wenn sie zumeist schon vergessen sind, könnten in Modalitäten der Abrüstungsinspektionen gefunden werden, die Irak und die USA schon einmal akzeptiert haben. Der frühere UN-Chefabrüstungskontrolleur, Botschafter Ekeus, erreichte dies 1996, indem er einige das Gesicht wahrende Konzessionen machte, die die Fähigkeiten der Kontrolleure, ihre Arbeit zu tun, nicht beeinträchtigten. Wenn Saddam Husseins Ziel nicht die nationale Souveränität, sondern die heimliche Herstellung von biologischen Waffen ist, dann wird Annan mit leeren Händen zurückkehren und der Militärschlag beginnen. Wenn der irakische Führer jedoch wirklich einen Inspektionsmodus sucht, dann ist das erreichbar.

Zum möglichen Krieg schreibt „Corriere della Sera“ (Mailand): Der Krieg hat schon begonnen. Der schwierigste Krieg, der Krieg um den Konsens. Live über CNN sieht die erste Offensive Außenministerin Albright und Verteidigungsminister Cohen in Schwierigkeiten. Ein schlechtes Debüt. Das Weiße Haus weiß, daß es auf die öffentliche Meinung angewiesen, auch bei einem Luftkrieg mit begrenzten Zielen. Wer noch immer an das Rambo-Klischee der Amerikaner glaubt, ist über die CNN-Berichte überrascht.

„Le Figaro“ schreibt zur Haltung der USA in der Irak-Krise: Die Widersprüche des Weißen Hauses nähren die Verwirrung der Bürger. 1986 hatte Ronald Reagan nicht gezögert. Als er seiner Luftwaffe den Befehl zu Angriffen auf Libyen gab, zeigte sich die Mehrzahl seiner Alliierten – außer Margaret Thatcher – genauso zögerlich, wie in den vergangenen Wochen Frankreich und die arabischen Freunde Washingtons. Der Applaus kam später: als Gaddafi es für richtig hielt, den Staatsterror zu beenden. Heute ist die Feststellung umgekehrt. Clinton würde auf eine Militäraktion verzichten, um nicht die Rolle eines Rohlings zu spielen. Aber Saddam Hussein scheint versucht zu sein, eine diplomatische Lösung zu verwerfen, um besser den Märtyrer spielen zu können.

Die russische Zeitung „Nesawissimaja Gaseta“ schreibt dazu: Die Amerikaner und Briten sind ohne Euphorie auf die Reise Annans eingegangen. Offenbar haben die Parteien sich auf den Kompromiß geeinigt, Annan in den Vordergrund zu schieben, der im Prinzip mit leicht abgeänderten russischen Vorschlägen nach Bagdad reist.