„Keine Lösung für die Zukunft“

■ Der Volkswirtschaftler Johannes Schwarze hält wenig von der Idee des Club of Rome, eine Grundversorgung an Arbeit staatlich zu garantieren

Johannes Schwarze, Professor an der Universität Bamberg, forscht am Berliner Wirtschaftsinstitut DIW unter anderem zum Thema „Bürgerarbeit“.

taz: Der Club of Rome fordert, daß der Staat eine Art Grundversorgung an Arbeit für jeden garantieren soll. Wäre so was umzusetzen?

Johannes Schwarze: Die Frage ist doch: Will man in einer Gesellschaft so etwas wie das Recht auf Arbeit verwirklichen? Das ist die erste Frage, die zu entscheiden ist. Die zweite Frage ist: Wie kann man dieses Recht auf Arbeit verwirklichen? Soll man sich da unter Umständen auf den Markt verlassen?

Das klappt nicht.

Man könnte ja mal davon ausgehen, daß wir dieses Recht auf Arbeit automatisch bekämen, wenn wir Lohnsenkungen zulassen würden, mit entsprechenden Zuschüssen.

Der Club of Rome will auch eine Art Garantie auf Arbeit für jeden.

Wenn wir das Recht auf Arbeit in dem Sinne garantieren, daß wir staatlich eingreifen, jedem einen Arbeitsplatz verschaffen, stellt sich die Frage: Wo soll diese Arbeit denn entstehen?

In dem Bericht werden die Kinderbetreuung, Pflege, Bildung, der gemeinnützige Sektor als Beispiele genannt. Das sind Gebiete, die sich für die Privatwirtschaft nicht lohnen.

Wenn der Staat jetzt in diesen Gebieten Arbeit schafft, bedeutet das auch, daß die Privaten da gar nicht mehr hineingehen. Das birgt Gefahren, etwa die, daß sich der staatliche Sektor wieder ausweitet und verselbständigt mit der bekannten Ineffizienz und Verschwendung von Mitteln. Daher hat man aus den vergangenen Erfahrungen gelernt, daß Wirtschaft nur gut läuft mit privater Initiative.

Der Gedanke einer Grundversorgung ist aber bestechend.

Die Grenze zur Arbeitspflicht ist da sehr schmal. Heute bekommt man Transferzahlungen, wenn man in der Privatwirtschaft keine Arbeit findet. Wenn die Leute künftig dann in einen staatlichen Bereich gezwungen werden, dann kann das nach humanen Gesichtspunkten ein Rückfall sein. Letztlich kriegen sie das, was wir in der DDR hatten. Die haben alle beschäftigt, aber gleichzeitig eine verdeckte Arbeitslosigkeit produziert. Das kann keine Lösung für die Zukunft sein. Interview: Barbara Dribbusch