Viel Stunk um nichts

■ Strafprozeß gegen zwei Tierrechtler endete mit Verfahrenseinstellung

Unerträglicher Gestank strömte sechs Ladenbesitzern im Hamburger Stadtteil Wandsbek am Morgen des 9. Dezember 1996 entgegen, als sie ihre Geschäfte aufschlossen. Tierrechts-Aktivisten der Gruppe „Mief“hatten Buttersäure durch Türritzen und Schlösser gespritzt. Betroffen waren Lederwaren-, Pelz-, Fisch- und Anglergeschäfte.

Die Überwachungskamera in dem Fischladen filmte zwei Verdächtige: Sven A. (26) und Kristian H. (33). Beide wurden wegen Sachbeschädigung angeklagt. Wegen geringer Schuld und mangelnden öffentlichen Interesses stellte das Amtsgericht Wandsbek jedoch am Freitag das Verfahren gegen jeweils 1000 Mark Geldbuße ein.

H.'s Verteidiger, Manfred Kartes, bezeichnete das Resultat als „mageres Ergebnis“für die Ermittlungsbehörden. Die Polizei hatte drei Tierrechtler knapp eine Woche lang observieren und mehrere Hausdurchsuchungen machen lassen. Gefährlichste Funde: Blitzzement und Infomaterial. „Hier wurde viel Aufwand um nichts betrieben“, so Kartes. Die beiden Angeklagten gaben zu, das Säureattentat auf das Fischfeinkostgeschäft begangen zu haben. Zu den anderen Taten schwiegen sie.

Der Richter erstaunte die Zuhörer mit der Bemerkung, er könne die Motivation der Angeklagten nachvollziehen, da er selbst einmal eine Pelzfarm besichtigt habe. Trotz der dort erlebten „Gräßlichkeiten“seien die Aktionen der Hamburger Tierrechtler aber nicht zu billigen.

„Anschläge sind zur Routine geworden – danach heißt es lüften, Schloß austauschen und wischen“, reagierte der Geschäftsführer des Anglershops gelassen. Die Mitinhaberin des Pelzgeschäftes dagegen bezifferte die entstandenen Renovierungs- und Reinigungskosten mit 11.000 Mark, konnte jedoch nur eine Rechnung über 700 Mark vorlegen. Zur Durchsetzung ihrer finanziellen Ansprüche können die Geschäftsbesitzer nun auf Schadensersatz klagen. vs