■ Anstoß-Expertisen
: Anstoß-Zeit: Heute abend um19 Uhr!

„Wir stehen unmittelbar vor High Noon.“Klaus Pierwoß, Generalintendant des Bremer Theaters, bemühte im Rangfoyer seines Hauses die Filmgeschichte, um die momentane kulturpolitische Situation Bremens ins passende Bild zu setzen. Die entscheidenden Weichenstellungen zur Neuorganisation des kulturellen Lebens werden in den nächsten Wochen gestellt. Und bei dieser maßgeblich von der Unternehmensberatungsfirma McKinsey inszenierten Aufführung will Pierwoß seinen gewichtigen Einfluß geltend machen. Von daher hatte die Kulturinitiative Anstoß, deren Mitglied Pierwoß ist, zu einer Pressekonferenz ins Theater geladen. Denn heute abend werden die vier externen Sachverständigen, die im Januar im Auftrag von Anstoß die Bremer Kulturszene untersucht haben, ihre Stellungnahmen veröffentlichen. Bezahlt wurde diese 120.000 Mark teure, unabhängige Expertise - einmalig in der Republik - vom Bremer Senat, der somit zu dem millionenschweren McKinsey-Gutachten eine weitere staatlich finanzierte ,Stellungnahme in Auftrag gegeben hat.

In der oberen Rathaushalle werden ab 19 Uhr Bernd Meyer (Kulturreferent des deutschen Städtetages), Michael Schindhelm (Intendant des Theaters Basel), Thomas M. Messer (Director Emeritus des Solomon Guggenheim Museums New York) und Eckard Heintz (Geschäftsführer der Gasteig Betriebsgesellschaft München) ihre Ergebnisse für die untersuchten Bereiche Soziokultur, Theater, Museen und Musik präsentieren. Die Veranstaltung steht allen kulturpolitisch Interessierten offen. Katrin Rabus von der Initiative Anstoß bekräftigte ihre Ansicht, daß erst nach der Stellungnahme dieser vier Experten eine Neugestaltung der Bremer Kulturförderung und -finanzierung sinnvoll diskutiert werden kann. „Das McKinsey-Gutachten hat zu einseitig die Strukturen der Kulturförderung untersucht, qualitative Fragestellungen vernachlässigt. Genau dieses Defizit fangen die vier Sachverständigen auf.“

An die heutige Präsentation der Ergebnisse schließt sich in zwei Wochen eine zweite Veranstaltung an. Am 9. März sollen mit VertreterInnen des Senats die möglichen politischen Konsequenzen der von Anstoß initiierten Stellungnahmen erörtert werden. Spätestens dann zeigt sich, ob die Expertenberichte tatsächlich in substantieller Weise die Stoßrichtung des McKinsey-Gutachtens im Sinne der Kulturschaffenden zu korrigieren vermögen. zott