Chemie: Buna wird weiter gemolken

■ Ex-Treuhand zahlt weiter Millionen an den Käufer Dow Chemical

Berlin (taz) – Der ostdeutsche Chemiestandort Buna ist weiterhin ein Millionengrab für die deutsche Staatskasse. Laut dem Münchner Magazin Focus verkaufte Dow für rund 250 Millionen Mark Lizenzen an die ostdeutsche Dow-Tochterfirma Buna Sow Leuna Olefinverbund (BSL) in Schkopau. Das macht Sinn für Dow, denn der Lizenzverkauf an die eigene Tochterfirma gilt als „Restrukturierungsmaßnahme“. Solche Maßnahmen muß laut einem Vertrag jedoch die Treuhand- Nachfolgerin Bundesanstalt für vereinigungsbedingte Sonderaufgaben (BvS) bezahlen. Auf diese Weise konnte sich Dow den größten Teil seines Kaufpreises von 300 Millionen Mark von der BvS zurückholen. Laut Focus hält die BvS in einer Studie die Lizenzgebühr für mehrfach überteuert, zahlt jedoch, um den Investor nicht zu verärgern.

Der US-Konzern Dow Chemical hatte das ehemalige DDR-Chemiekombinat Buna im April 1995 gekauft. Die Ex-Treuhand ist noch mit 20 Prozent an der heutigen BSL beteiligt. Nach diversen Zeitungsberichten wird Buna den Steuerzahler bis zu zehn Milliarden Mark kosten. Die Bundesregierung garantiert demnach einen Verlustausgleich bis zu 2,8 Milliarden Mark. Auch trägt der Bund den größten Teil der Milliardeninvestitionen in die Anlagen, die unter anderem Grundstoffe für Plastik produzieren. Berlin-Besucher zu DDR-Zeiten erinnern sich noch an den Spruch an der Transitstrecke „Plaste und Elaste aus Schkopau“. Der Standort Buna war von den Nazis gegründet worden, um Kunstkautschuk für die Reifen der Wehrmachtsfahrzeuge zu produzieren. Nach der Wende sank die Zahl der Arbeitsplätze drastisch. Ende Januar arbeiteten laut der BSL noch 3.730 Menschen im Chemieverbund. 800 sollen im Laufe dieses Jahres entlassen werden. Der Bund zahlt also für derzeit 3.000 Arbeitsplätze etwa zehn Milliarden Mark an Subventionen – vertraglich garantiert hat Dow sogar nur 1.800 Stellen. rem