10 Jahre Nord-Süd-Forum

■ Austellungseröffnung im Foyer der Bremer Bürgerschaft

Winter in Bosnien: Der Balkankrieg ist aus den Medien nahezu verschwunden, doch noch immer leiden etliche Menschen, deren Dörfer zerbombt wurden, unter Kälte und Hunger. Flüchtlinge können nicht in ihre Städte zurückkehren, da diese noch in der Hand der ehemaligen Kriegsgegner sind. Die Menschen auf dem Balkan sind noch immer auf Hilfe angewiesen. Eine Organisation, die sich ganz der Hilfe von leidgeplagten Menschen verschrieben hat, ist das Bremer Nord-Süd-Forum. Die Organisation will das Gefälle von Reich und Arm in Nord und Süd verringern.

Gestern feierte die Organisation ihr zehnjähriges Bestehen und kehrte an ihre Geburtsstätte zurück. Im Februar 1988 gründeten über 70 Gruppen im Haus der Bürgerschaft das erste Nord-Süd-Forum. Eine Aktion mit großem Vorbildcharakter: Mittlerweile gibt es über 100 Nord-Süd Foren im gesamten Bundesgebiet.

„Globales Denken und lokales Handeln“forderte die Forums-Vertreterin Gertraud Gauer-Süß bei der gestrigen Präsentation der Austellung „NORD SÜD in Bremen“. „Es bringt nichts, nur Projekte in den ärmeren südlichen Ländern anlaufen zu lassen, wenn hier bei uns keine Initiativen gestartet werden“, betonte Gertraud Gauer-Süß. Die Aktivitäten der Gruppe sind vielfältig: Kriegsgeschädigte Bosnier werden zum Beispiel vom Arbeitskreis „Hilfe für bosnische Flüchtlinge“psychisch betreut. Die Asylgruppe Ostertor besucht Flüchtlinge in der Abschiebehaft und informiert die Öffentlichkeit über die Haftbedingungen, während die Bremer Seemannsmission ausländische Seeleute betreut und besucht. Der Bremer Verein LOSITO holt afrikanische Malereien nach Europa und organisiert Austellungen. Auch die Ortsgruppen von amnesty international und Unicef gehören dazu.

„Das Nord-Süd-Forum besteht nur aus regierungsunabhängigen Organisationen, wie entwicklungspolitischen Gruppen, Gewerkschaften, den Kirchen, der Bremer Universität aber auch den Parteien“, betonen die Forums-Vertreter.

Da für die Verantwortlichen des Forums vor allem die Nähe und das Zusammenwirken von Bürgern und Landesregierung im Vordergrund steht, ist das Bürgerschafts-Foyer für Gertraud Gauer-Süß ein idealer Standort für die Vorstellung der verschiedenen Projekte: „Dort sehen auch die vorbeikommenden Abgeordneten, was die Bürger auf die Beine stellen.“Deshalb fand schon im Oktober 1989 im Bremer Rathaus eine Tagung zum Thema Apartheid statt. Ebenfalls im Jahre 1989 wurde ein Schülerforum im Haus der Bürgerschaft organisiert, und auch die Einrichtung des Bremer Schülerparlaments kam durch die Mithilfe der Nord-Süd-Mitglieder zustande.

Durch diese Zusammenarbeit mit dem Lande Bremen soll auch die Verwirklichung der Agenda 21 gefördert werden, die 1992 in Rio de Janeiro verabschiedet wurde. Dazu zählen die Herstellung eines Ausgleichs zwischen den Armen und den Reichen der Welt sowie ein annehmbarer Ausgleich zwischen den menschlichen Bedürfnissen und der gemäßigten Nutzung der Natur.

Darüber hinaus engagiert sich die Initiative auch für die Kampagne „Erlaßjahr 2000“. Ziel dieser Aktion ist ein umfangreicher Schuldenerlaß für die ärmsten Länder der Erde bis zum Jahrtausendwechsel. Außerdem stehen regelmäßig entwicklungspolitische Seminare, Diskussionen und Vorträge auf dem Programm, bei deren Umsetzung die mitwirkenden Nord-Süd-Gruppen vorwiegend auf ihre ehrenamtlichen Helfer zurückgreifen.

„NORD SÜD in Bremen“, Austellung im Foyer des Hauses der Bürgerschaft, bis zum 6. März 1998. Kai Moorschlatt