SPD für "Kreisel-Ausstellung"

■ Steglitzer Kulturstadtrat setzt sich für Ausstellungsprojekt ein und riskiert den Konflikt mit der CDU. Bürgermeister Weber (CDU) will sich nicht zu Brüskierung der BVV äußern

Der Steglitzer Kulturstadtrat Thomas Härtel (SPD) hat sich in der Frage der Ausstellung „Steglitzer Kreisel“ hinter die Leiterin des örtlichen Kulturamts, Sabine Weißler, gestellt und riskiert so einen Konflikt mit Bürgermeister Herbert Weber (CDU) und der CDU-Mehrheit im Bezirksparlament (BVV). „Möglicherweise werden wir von der BVV kritisiert, weil wir den Beschluß nicht in ihrem Sinne durchführen. Aber die Ausstellung wird in der Schwartzschen Villa stattfinden, und dort hat das Kulturamt Steglitz das Hausrecht“, sagte Härtel.

Die BVV hatte die für die Ausstellung benötigten Finanzmittel gestrichen. Nun will man die Ausstellung ohne öffentliche Gelder verwirklichen. Mit weiteren Versuchen der BVV, die Ausstellung zu verhindern, rechnen die Veranstalter nicht.

Das exakte Thema der Veranstaltung stehe noch nicht fest. Doch so viel ist klar: Die Ausstellung soll einen Überblick über einen der größten Berliner Bauskandale der Nachkriegsgeschichte liefern. Das Verwaltungshochhaus „Steglitzer Kreisel“, in dem das Bezirksamt untergebracht ist, ist Synonym für Bausumpf. Zwei Politiker mußten wegen der undurchsichtigen Finanzierung des Hauses ihren Hut nehmen, bis heute ist das Gebäude asbestverseucht. Diese Geschichte aufzuarbeiten soll Aufgabe der Ausstellung sein. Außerdem will man den SteglitzerInnen einen Einblick in die „Geheimnisse“ des Kreisels geben. So befindet sich im Untergrund ein ungenutzter U-Bahnhof. „Regionalgeschichte ist ein sehr wichtiger Bereich unserer Arbeit. Es herrscht sehr großes Interesse an der Ausstellung. Die Steglitzer freuen sich darauf“, faßte Sabine Weißler zusammen.

Die Stimmung der BürgerInnen teilt die Mehrheit des Bezirksparlaments nicht. Warum sie sich gegen die Ausstellung ausspricht, ist unklar. Die Streichung der Gelder erfolgte ohne Begründung. Die BVV hatte das Kulturamt angewiesen, mit den für das Projekt eingeplanten 15.000 Mark einen Schaukasten vor der Schwartzschen Villa mit zu finanzieren. „Kritik an dem Projekt oder eine kulturpolitische Diskussion sind ja in Ordnung. Nur einfach einen Posten aus dem Kulturetat herauszugreifen und zu sagen: ,Das macht ihr nicht‘, das ist nicht in Ordnung“, erklärte Härtel sein Engagement für das „Projekt Kreisel“. Ein Kürzen des Gesamtetats oder eine Mitfinanzierung des Schaukastens hätte man, wenn auch mit Murren, angenommen. Einen direkten Eingriff in das autonome Finanzbudget sei aber nicht akzeptabel. „Durch solche Handlungen sehe ich die Freiheit der Kultur gefährdet“, sagte Härtel. Nun werde man eben der Forderung der BVV Folge leisten und vermehrt privates Sponsoring betreiben, um den Berliner Haushalt nicht zu belasten.

Für die Ausstellung weden 8.000 Mark von der Heinrich-Böll- Stiftung zugeschossen, weitere 7.000 Mark will man aus privaten Sponsorengeldern akquirieren. „Wir wollen nicht den Konflikt mit der CDU schüren, es geht uns nur darum, daß die Ausstellung überhaupt stattfinden kann. Ich würde mich freuen, wenn die CDU-Fraktion die Ausstellung besuchen würde“, betonte Albert Eckert, Sprecher der Heinrich-Böll-Stiftung.

Der Steglitzer Bürgermeister Herbert Weber (CDU) erklärte, er habe von der Ausstellungsfinanzierung aus der Zeitung erfahren und wolle sich nicht zu dem Thema äußern. „Ich werde nicht zu jedem Beschluß der BVV Stellung nehmen.“ Die Ausstellung soll am 19. Mai beginnen und sechs Wochen dauern. Peter Kasza