„Die Kontrollmechanismen funktionieren“

■ Bündnisgrüner Sprecher Jürgen Trittin: Wir reagieren schneller und nachdrücklicher auf Fehlverhalten

taz: Welche Auswirkungen hat der Rücktritt einer bündnisgrünen Ministerin in Hessen auf die Wahl in Niedersachsen?

Jürgen Trittin: Es macht den Wahlkampf nicht leichter.

Mit Frau Nimsch ist schon die zweite hessische Grünenministerin über den Parteifilz gestolpert – sind die Grünen inzwischen eine „normale“ Partei?

Nein, sie hat selbst ein Fehlverhalten zugestanden. Und sie hat daraus innerhalb von Tagesfrist Konsequenzen gezogen.

Darin unterscheidet sich die Grüne Partei also, daß schneller zurückgetreten wird?

Ich glaube nicht, daß man das in dieser Weise bewerten kann. Hier ist etwas festgestellt worden, und darauf wurde reagiert.

Bei genauerem Hinsehen zeigen sich Verflechtungen wie bei den Altparteien auch. Da gehen welche gemeinsam den Weg durch die Institution – und wenn sie dann in Positionen sind, helfen sich die Parteifreundinnen gegenseitig. Das ist doch das, was die Grünen früher skandalisiert haben.

Wenn dieser Eindruck entstanden sein sollte, glaube ich, daß er durch den Rücktritt nachdrücklich aufgehoben worden ist. Es zeigt sich doch, daß die Kontrollmechanismen funktionieren. Die geplante Auftragsvergabe hat der Staatssekretär aufgehalten.

Nun beginnt die fieberhafte Suche nach geeigneten KandidatInnen – auch das ist die Normalität in etablierten Parteien.

Ich glaube nicht, daß die Grünen in Hessen Probleme haben werden, eine Nachfolgerin zu finden. Das verzögert sich hier nur, weil auch in Hessen Karneval ist. Also kann der Parteirat, der beteiligt werden muß, nicht vor Mittwoch oder Donnerstag entscheiden.

Wird es möglicherweise einen Import für das kompliziert zu führende Superministerium von Umwelt und Gesundheit geben?

Die Personalien behandeln ausschließlich die Bündnisgrünen in Hessen. Interview: Christian Füller