Bernd Meyer beleuchtete Soziokultur und kulturelle Bildung

„Lediglich Einsparungspotentiale in bestehenden (Kultur-) Angeboten und Strukturen zu ermitteln und vorzugeben, greift zu kurz, solange nicht vorher ein Konsens über Leitbilder, Ziele, Strategien und Maßnahmen zwischen den einzelnen kulturellen Aufgabenbereichen und der Politik sowie den Kulturproduzenten und KulturkonsumentInnen (...) herbeigeführt wird. (...) Hier gibt es in Bremen aktuelle Defizite (...). Deshalb käme es zunächst darauf an, für den Kulturbereich ein Leitbild zu formulieren, öffentlich zu diskutieren und förmlich zu beschließen. (...) Solange dieser operationale Prozeß sowohl für die einzelnen Einrichtungen als auch für den Kulturbereich als Ganzes nicht durchgeführt wird, macht es wenig Sinn, durch politische Beschlüsse vorweg längerfristige Budgetgrenzen festzulegen.

(Über die Stadtbibliothek): (...) im bestehenden Bibliotheksnetz ist ein Investions- und Ausstattungsstau unübersehbar (...). In einer Zeit wachsender Ästhetisierung der Konsum- und Warenwelt (...) können sich Bildung und Kultur auf Dauer nicht leisten, im Volksbildungshabit der 60er Jahre aufzutreten.“

Zur Organisationsstruktur: „McKinsey schlägt eine formale Privatisierung – bei Fortbestand der kommunalen Unterhaltungsträgerschaft – in Form eines städtischen Eigenbetriebs „Kulturelle Bildung“mit Zuordnung der drei Institute als Teilbetriebe vor. Grundsätzich stellt sich die Frage, ob es notwendig bzw. institutionell sinnvoll ist, Verwaltungsmodernisierung und dezentrale Ressourcenverantwortung (...) stets mit Ausgliederungen zu verbinden. Diese inzwischen in vielen Städten fortschreitende Tendenz führt zu wachsenden Problemen bei der Steuerung von Kommunalpolitik durch die gewählten Gremien und die Verwaltungsführung. (...)

In Bremen sollen Stadtbibliothek, Volkshochschule und Musikschule (...) in einen Eigenbetrieb zusammengefaßt werden. Hierfür erscheint die Organisation in Teilbetrieben mit einer übergeordneten Werkleitung bei einem Personalbedarf von vier Planstellen und einem zusätzlichen kaufmännischen Geschäftsführer überzogen und zu teuer. Inhaltlich sollen nach MkKinsey der Leitung der Eigenbetriebe Aufgaben zugewiesen werden, die nach dem heutigen Verständnis von Verwaltungsmodernisierung nicht dorthin gehören (...). Das McKinsey-Konzept vermag hier in keiner Weise zu überzeugen. Im Gegenteil, es vermittelt den Eindruck verstärkter vertikaler Hierarchien, die im Widerspruch zur anzustrebenden Dezentralisierung der Eigenverantwortung vor Ort stehen. Und es verursacht Kosten, die an anderer Stelle sinnvoller einzusetzen wären. Was an Steuerung und Koordinierung tatsächlich notwendig wäre, kann durchaus in Form traditioneller Kommunalverwaltung geleistet werden, und zwar auch, wenn die drei Institute jedes für sich in Eigenbetriebe verwandelt werden sollten.

Über das Kulturbüro: „Ein Kulturbüro als Anlaufstelle, Modera-tions- und Serviceeinrichtung neben der Wahrnehmung hoheitlicher Aufgaben in der staatlichen Kulturverwaltung ist sinnvoll. Dies sollte aber Bestandteil des Referats Kulturelle Breitenarbeit sein. Eine private Rechtsform ist in der Bremer Situation nicht notwendig und in einer Reihe der vorgeschlagenen Details eher kontraproduktiv. Sie würden zudem (...) diesen Aufgabenbereich im Gesamtzusammenhang dieser Behörde weitgehend isolieren.“