Musical: „Ab in den Wald“

Aschenputtel wirkt proper und reinlich. Ihr Prinz trägt eine Krone, die man schon von Ferne als Pappwerk erkennt. Katharina Lademanns Inszenierung des Musicals Into the Woods, das sie in der Veranstaltungsreihe „Junges Forum Musiktheater“auf die Bühne der Zeisehallen bringt, erinnert in erster Linie an Kindertheater.

Das muß nicht erstaunen, hat Steven Sondheim sein Musical doch aus der Verflechtung von vier klassischen Märchen mit der Geschichte eines Bäcker-Ehepaares kreiert, das sich vergeblich ein Kind wünscht. Ironisch hat er die Märchenfiguren überzeichnet, um eine tiefere Wahrheit zu transportieren – nämlich die nicht gerade neue Erkenntnis, daß jeder Mensch für seine Wünsche und Taten selbst verantwortlich ist.

Schade, daß es ausgerechnet ein so konventionelles und ältliches Stück sein muß, mit dem die 24-jährige Katharina Lademann ihr Musiktheater-Regie-Studium abschließt. Zu allem Überfluß ist die Inszenierung auch noch besonders brav geraten: Das 15-köpfige Orchester spielt nett im Hintergrund, und auf der Bühne bemühen sich die Darsteller mit klischeehaften Bewegungen um Glaubwürdigkeit, jedoch nicht um Originalität. Von der in der Vorlage angelegten Ironie wird nichts sichtbar. Einzig Katrin Segger singt als Rotkäppchen so falsch, daß man an eine Karikatur glauben kann – worunter dafür die Ohren arg leiden müssen. Ihre besten Phasen hat die Aufführung denn auch, wenn in der zweiten Hälfte endlich einmal ein paar Songs gut und glatt intoniert werden, insbesondere von Willy Welp als Bäcker. Denn das ist immerhin einigermaßen unterhaltsam. Bleibt nur die Hoffnung, daß die nächste Inszenierung der Veranstaltungsreihe – die Operette Das Land des Lächelns von Franz Lehár, die morgen im Forum der Hochschule für Musik und Theater Premiere feiert – beweist, daß junges Musiktheater auch progressiv sein kann.

Sabine Claus

Weitere Vorstellungen von „In the Woods“: heute sowie 28. Februar, 1., 3., 6. und 7. März, 20 Uhr, Zeisehallen