Stadtwerke vor dem Ausverkauf?

■ ÖTV kritisiert drohende Kündigungen und Anteilsverkauf

Die Gewerkschaften ÖTV und DAG sind stinksauer auf Stadtwerke-Chef Gerhard Jochum. Dessen Ankündigung, möglicherweise weitere 500 Stellen abzubauen, sei konzeptionslos. Der ÖTV-Vorsitzende Jan Kahmann verwies darauf, daß bereits 600 Arbeitsplätze abgebaut wurden. Eine weitere Reduzierung der 2.400 Stellen gehe nur über Kündigungen. „Das widerspricht dem Tarifvertrag, der bis Ende 2000 gilt“, so Kahmann.

Laut Kahmann und DAG-Chef Werner Klimm dürfen Sparmaßnahmen nicht stets zu Lasten der Arbeitnehmer gehen. Sie fordern, die Gewinnausschüttung in Höhe von 93 Millionen Mark zu reduzieren. Damit spielen sie auf Probleme der Stadtwerke an, wenn Anfang 1999 der Strommarkt liberalisiert wird und sich das Unternehmen an niedrigeren Margen im Umland messen muß.

Neben den angesprochenen 500 bis 700 Arbeitsplätzen wären weitere Stellen bei einem Platzen des Vertrages mit den Stahlwerken gefährdet. Die Ausschreibung für den Vertrag läuft zur Zeit. Dort fordern die Gewerkschafter zur Not ein Stadtwerke-Dumpingangebot, um die langjährige Kooperation fortsetzen zu können. Insider gehen von einem Preis von derzeit acht Pfennig pro Kilowattstunde aus. Konkurrenten sollen sechs Pfennig geboten haben. Hartmut Ahlfeld, persönlicher Referent von Stadtwerke-Chef Jochum, sagte dazu: „Es geht nicht nur um den Strompreis, sondern auch um den Abnahmepreis für das Gichtgas, das die Stahlwerke produzieren. Dafür müssen diese ein akzeptables Angebot vorlegen.“Und dabei seien die Stadtwerke gut im Rennen, da man das Gas verstromen könne.

Eine zusätzliche Gefährdung für Arbeitsplätze sehen die Gewerkschafter in einer weiteren Privatisierung der Stadtwerke. Hintergrund: 1995 hatte Bremen 49,9 Prozent seiner Anteile verkauft. Jetzt machen sich SPD, CDU und AfB dafür stark, weiter zu privatisieren. Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) will angeblich für weitere 25 Prozent 340 Millionen Mark haben. Laut CDU-Fraktions-chef Ronald-Mike Neumeyer können arbeitsplatzsichernde Garantien und energiepolitische Vorgaben in den Kaufvertrag mit aufgenommen werden. SPD-Fraktionschef Christian Weber verweist zudem darauf, daß die Stadtwerke dringend reagieren müssen auf den sich alarmierend verändernden Markt im Umland. Die Grünen lehnen den Verkauf weiterer Anteile dagegen vehement ab, da die Stadt jeglichen energiepolitischen Einfluß verlieren würde. Jeti