Die Wunschmaschine

■ Der „Unfisch“ von Robert Dornhelm ist ein Walfisch, der zu schicken Zähnen verhilft

„Man ist das Wünschen nicht gewöhnt“, sagt der Bürgermeister, um zu erklären, daß jedermann in seinem kleinen österreichischen Dorf plötzlich reich ist, schicke Zähne oder zumindest einen Tennisplatz besitzt. Und das kam so: Auf dem Marktplatz stand eines Tages ein Walfisch, das Erbteil von Sophie. Wer die Erbin im bunten Bauch des Nichtfisches beglückt, bekommt den Wunsch erfüllt, den er im Moment des Orgasmus wünschte.

Im Folgenden lernen wir, daß Wünscherfüllung nicht notgedrungen das Glück zur Folge hat, sondern eher das Gegenteil. So werden einige Menschen ungünstigerweise in Hunde verwandelt, Sophie wird dann doch ziemlich wund, das Dorf ist gar nicht mehr gemütlich, und überhaupt läuft einiges aus dem Ruder. Aber weil das hier ein Märchen ist, muß sich natürlich alles zum Guten wenden.

Wie es sich für jedes brave Filmmärchen gehört, wäre auch dieses gern von Federico Fellini inszeniert worden. So hat es Robert Dornhelm getan, dem Dorf eine selbstverständliche Zeitlosigkeit verliehen und dem Film einen Sprecher geschenkt, der mit seinem leicht ironischen Unterton letzte Bedenken ausräumt. Die Figuren sind so plakativ gezeichnet, daß sie erst gar nicht in die Versuchung kommen, irgendeinen Realitätsbezug herzustellen. Statt dessen ist „Der Unfisch“ so souverän romantisch, wie es hierzulande nie gewagt wurde. Wenn die Wolken am Mond vorbeiziehen, möchte man tatsächlich seufzen. Dieser Film ist so gut, daß er sogar Maria Schrader als Hauptdarstellerin verkraftet, die immerzu aussieht, als hätte sie was in den Backen.

„Der Unfisch“ ist ein Glücksfall von einem deutschsprachigen Film, schon allein weil es keine Komödie mit urbanen jungen Menschen oder wahlweise dummballernden Mützenträgern ist. Weswegen es wahrscheinlich auch so lange gedauert hat, bis er dann doch noch ins Kino kommt. to

„Der Unfisch“. Regie: Robert Dornhelm. Mit Maria Schrader, Eva Herzig, Andreas Lust. Österreich 1996, 98 Min.