Kutips zum Wochenend

Vor einigen Monden verkündeten wir vollmundig, der Winter habe in diesem Jahr Bremen endgültig verschmäht. Wenige Tage später hat es geschneit. In der vergangenen Woche erzählten wir an dieser Stelle in blumigen Worten von Männern, die von Frühlingsgefühlen durchströmt werden. Morgen nun soll Schneeregen wild und wüst durch diese kleine Ansiedlung an der Weser peitschen. Das ist Dialektik – wenn wir etwas prophezeien, tritt das Gegenteil ein. Ob es noch einmal gelingt?

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Irgendwo in dieser Stadt sitzt seit einigen Tagen eine humanoide Zellanhäufung mit einem Mikrofon vor dem Mund. Sie brabbelt untentwegt davon, man solle Lose der Bürgerpark-Tombola kaufen und sich vor Freude in die Hosen machen, wenn man einen Nissan Micra sein eigen nennen kann. Gestern erzählte sie den Nietenziehern, sie sollten nicht nachlassen in ihrem sinnlosen Treiben und weiter Lose kaufen. Denn nur so sei zu verhindern, daß ausgerechnet der ausdauerndere Nachbar den neuen Nissan Micra in die Garage bugsiere. Wir wünschen jener überhaupt nicht nervtötenden Zellanhäufung ein langes Leben, Gesundheit, Frohsinn und Glück. – Dialektik, nun ist es an dir. Möge es dir gelingen, ihm eine unerwartete Frontalbegegnung mit einem nagelneuen Nissan Micra zu verschaffen. Uns Nachbarn wird's freuen.

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Trübe Gedanken. Dabei bietet das Wochenende viel Abwechslung. Samstag sendet Radio Bremen 2 ab 20.05 Uhr ein sehr schönes radiophones Protokoll über die Bremer Straßenbahnunruhen von Januar 1968, in dem Hans Koschnick, Robert Bücking, Gert Settje und 30 andere mehr und weniger prominente Menschen in ihren Erinnerungen kramen. Im Schnürschuhtheater gastiert der kolumbianische Schauspieler Julio Ardila mit seinem Stück El Atajo (20 Uhr). Spanisch kommt einem auch die Kesselhalle, wo um 20 Uhr die Flamencotänzerin Maria del Mar zu sehen ist.

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Am Sonntag im Brauhauskeller bekommt man Whiskey und Zigarre gratis, weil Heiner-Müller-Nacht ist (21.45 Uhr). Daß Huren keine Ohren wollen, erzählt und singt Susanne Höhne im Falstaff (21 Uhr), während das Waldau-Theater um 15.30 Uhr das Volkstück Swieg still, Jung! zeigt. Wird gemacht. taz