„Den Antisemitismus schönreden“

■ Andreas Nachama kritisiert die Haltung der Innenverwaltung zu antisemitischen Straftaten

Der Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde zu Berlin, Andreas Nachama, hat der Innenverwaltung vorgeworfen, das Problem der stark gestiegenen antisemitischen Straftaten schönzureden. Dies sei eine Bankrotterklärung der Innenverwaltung gegenüber ihrem Sicherheitsauftrag, den sie für alle Menschen, ungeachtet ihrer Herkunft und ihrer Religion, zu gewährleisten habe. Außerdem sei es eine Schande, „wie Denkmäler in Berlin verkommen und verrotten“, sagte Nachama in einer Gedenkstunde in der Rosenstraße in Mitte. Er habe sich daher bei Schulsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) dafür eingesetzt, daß Schulkinder Gedenksteine adoptieren und sich um deren Pflege kümmern. Der Gedenkstein in der Rosenstraße sei einer der wenigen Orte in Berlin, an dem sich das Gedenken an die Judenverfolgung nicht nur mit Trauer um die Ermordeten verbinde. Der Protest der Frauen in der Rosenstraße im Jahr 1943 gegen die Verhaftung ihrer Ehemänner sei einer der wenigen Fälle in der NS-Zeit gewesen, bei dem Menschen aus der nichtjüdischen Bevölkerung ein Zeichen gegen das Unrecht, das Juden geschah, gesetzt hätten. Mit der Gedenkstunde wurde an die sogenannte „Fabrikaktion“ vor 55 Jahren erinnert. Die Gestapo wollte die letzten Juden in Sammellagern zusammentreiben. dpa