Am besten was mit Krach

■ Tatort mit satirischen Mitteln? („In der Falle“, So., 20.15 Uhr, ARD)

Wie denn nun anfangen? Das ist die Frage, die die Regisseure beim Bayerischen Rundfunk umtreibt, wenn es darum geht, einen prima politisch korrekten Tatort auf die Spulen zu bringen. Am besten was mit Krach. Eingefallen ist ihnen dann, daß vielleicht zwei türkische Mädchen in einem Abrißhaus vom Bagger überrascht werden könnten. Schwestern noch dazu. Was wir auch bald erfahren: Eine davon hält sich illegal in der Bundesrepublik auf, hat aber tolle Pläne. Irgendwas mit Design. Ihre Eltern haben sie auch verloren. Die kleine Schwester wohnt beim gestrengen Onkel. Die Große war vor einiger Zeit wieder in die Türkei abgeschoben worden. Jetzt neuer Anlauf. Der Ex-Lover wird ihr helfen. Macht er auch. Der Ex ist auch Türke. Ein Aufsteiger, die rechte Hand seines Chefs. Baubranche, hartes Geschäft.

Nur liegt gerade der Chef mit Loch im Kopf in seinem Büro und ist tot. Ausgerechnet als die große Schwester ihren Ex in der Firma suchen will. Mord war das. Zu allem Unglück sieht sie den vermeintlichen Mörder und wird von ihm gesehen und anschließend ganz schön durchs Gebäude gejagt. Der Ex taucht auf, hilft ihr, klar, ist bei den Vernehmungen durch die Polizei ein wenig vorlaut, taucht unter, hat nämlich ein Verhältnis mit der Chefsgattin. Dann wird's immer turbulenter.

Die Witwe müssen wir jetzt nackt in den Pool springen sehen. Einen anderen Geliebten, einen Wirtschaftskriminellen, hat sie auch noch. Dann fährt Bayerns Polizei am Bauchnabel gepiercte BeamtInnen auf, Meier Zwo, quatsch!, Karlo fährt mit dem Dienstwagen durch eine Riesenschaufensterscheibe vom Einkaufstempel. Drinnen brennt's, weil der Ex den Bau mit minderwertigen Stromkabeln ausgestattet hatte. Schlimm. Dafür stirbt er an Rauchvergiftung. So ergeht es Mördern. Dazwischen unsere beiden Ermittler wie zwei Lausbuben.

Als Krimi ist das gar nicht mal langweilig. Und mindestens siebenmal taucht die Frage auf, ob hier der Bayrische Rundfunk nicht generös mit satirischen Mitteln gearbeitet hat. Die Lage unserer ausländischen Mitbürger wirkt dagegen eigenartig unplastisch. Die Botschaft zum Mitschreiben lautet: gut aussehender, aber böser Türkischmann muß sterben, geschickte, gute große Schwester wird zwar abgeschoben, sagt aber beim Abschied zu kleiner Schwester, daß sie in drei Wochen oder so wiederkomme. Und dann wird sicher alles gut. – Ja, wenn das so ist. Michael Rudolf