RAF-Waffendepot ausgehoben

■ Tatwaffe für Rohwedder-Mord wahrscheinlich in Brüssel gefunden. Bundesanwaltschaft gibt sich vorsichtig: Noch keine heiße Spur

Hamburg (AFP/taz) – Die belgische Polizei hat nach einem Bericht des Nachrichtenmagazins Spiegel Hinweise dafür, daß die RAF allein für den Mord an dem Treuhand-Chef Detlev Karsten Rohwedder verantwortlich ist. Wie die Sprecherin der Bundesanwaltschaft, Frauke Scheuten, bestätigte, entdeckte die Polizei im vergangenen April zufällig ein Waffen- und Sprengstofflager in Brüssel.

Dort fanden sich demnach fünf vollautomatische Gewehre vom Typ FN-FAL; eine Waffe dieses Typs war beim Anschlag auf Rohwedder im April 1991 benutzt worden. Generalbundesanwalt Kay Nehm sagte dem Spiegel zufolge, bei der einzigen scharfen unter den gefundenen Waffen könne es sich „um die Tatwaffe des Rohwedder- Mordes“ handeln. Scheuten betonte, dies sei allerdings „noch nicht die heiße Spur“. Es handele sich zunächst um eine „reine Routine-Abklärung“.

In dem Depot in einer Brüsseler Garage fanden sich dem Spiegel- Bericht zufolge auch 28,5 Kilogramm Sprengstoff; dieser sei nach Ansicht Nehms „möglicherweise identisch“ mit dem Chemikaliencocktail, den die RAF im März 1993 bei der Sprengung des Gefängnisneubaus im hessischen Weiterstadt benutzte.

Das Arsenal in der belgischen Garage bestätige die vielfältigen Querverbindungen in der westeuropäischen Terrorszene der achtziger Jahre. Nach Angaben des Nachrichtenmagazins könnte die in Brüssel gefundene, mutmaßliche Rohwedder-Mordwaffe auch beim RAF-Anschlag auf die US- Botschaft in Bonn im Februar 1991 benutzt worden sein.

Nicht zuletzt mit diesem Fund würde ein Bericht des WDR widerlegt, wonach es sich bei dem Mord an Rohwedder um einen professionellen Auftragsmord alter Stasi-Seilschaften handele. Zuvor hatte sich die RAF bereits in mehreren Schreiben zu dem Mord bekannt, ebenso wie die zu lebenslanger Haft verurteilte frühere RAF-Aktivistin Birgit Hogefeld.