Quelle schnappt sich Karstadt

Die Schickedanz-Gruppe übernimmt faktisch die Mehrheit beim Karstadt-Konzern. Kartellrechtliche Probleme durch das Zusammengehen von TUI und NUR sowie der Versandhäuser Neckermann und Quelle  ■ Von Matthias Urbach

Also doch: Die Schickedanz- Gruppe mit ihrem Standbein Quelle übernimmt 48 Prozent der Karstadt-Aktien und damit nach eigenen Worten die „faktische Kontrolle“ über den größten deutschen Kaufhaus-Konzern. Dazu will Schickedanz binnen eines Jahres das Karstadt-Aktienpaket der Hertie-Stiftung übernehmen, die mit dreißig Prozent Anteil größter Aktionär des Kaufhausprimus ist. Der Wert des Pakets wird auf über 2,6 Milliarden geschätzt.

Bereits im vergangenen August hatte Schickedanz 20,3 Prozent der Aktien von Karstadt aufgekauft, einen Teil aber bei der Dresdner Bank, seiner Hausbank, geparkt. Damals wurden Übernahmeabsichten allerdings noch entschieden dementiert. Drei Prozent sollen nun bei der Dresdner Bank bleiben, so daß Schickedanz auf 48 Prozent kommt. Eine Mehrheit werde nicht angestrebt, betonte ein Sprecher diesmal. Das ist aber auch egal, denn die restlichen Aktien sind in Streubesitz. So hat Schickedanz bei jeder Hauptversammlung eine bequeme Mehrheit. Deshalb will das Kartellamt den Aktienkauf auch wie eine Übernahme prüfen.

Schickedanz, in dem noch die Erben des Firmengründers das Sagen haben, verschlingt einen wesentlichen Größeren: Selbst bringt es 14 Milliarden Mark Umsatz und 33.000 Angestellte ein, Karstadt setzt 26 Milliarden um und beschäftigt rund 100.000 Leute. Branchenführer Quelle kontrolliert ein Viertel des deutschen Versandhandels, die Karstadt-Tochter Neckermann acht Prozent. Beide halten außerdem erfolgreiche Touristik-Töchter: TUI (Schickedanz) und NUR (Karstadt). Diese Bündelung war dem Kartellamt bereits nach der Übernahme der zwanzig Prozent ein Dorn im Auge. Ein Schickedanz-Sprecher kündigte daher gestern an, für die zwanzigprozentige Beteiligung an TUI bald eine Lösung zu präsentieren, „die alle zufriedenstellt“. Doch auch das Zusammengehen der Versandhäuser Quelle und Neckermann könnte kartellrechtlich kritisch werden.

Vorteile und Kostenersparnis erhofft sich Schickedanz vor allem beim Einkauf und bei der Güterlogistik – was dafür allerdings Jobs kosten dürfte. Karstadt, das bisher nur auf den deutschen Markt ausgerichtet ist, könnte von der internationalen Erfahrung von Schickedanz profitieren – Quelle ist Europas größter Versandhändler. Beide Konzerne leiden unter dem derzeit schwachen Konsum, beide hatten zudem Schwierigkeiten mit Übernahmen: Schickedanz machte vor zwei Jahren mit der Pleite des Computer-Discounters Escom 130 Millionen Mark Verlust, Karstadt verhob sich an der Übernahme von Hertie.