Der große Stern rollt für Arme und das Image

■ Bislang sponserte die Wirtschaft Sportler, Arme paßten nicht ins Firmenbild. Das will Daimler Benz ändern. Projektleiter Christian Roos sagt, warum Daimler Transporter für „Deutsche Tafeln“ spendiert

Ende März übergibt Daimler Benz 100 Kleintransporter im Wert von 3,5 Millionen Mark an die „Deutschen Tafeln“. Künftig holen Nobelautos von Gourmet-Restaurants und Großmärkten die Reste für die Bedürftigen ab.

taz: Noch kein Unternehmen hat eine ähnliche Summe für soziale Zwecke ausgegeben. Welchen Gewinn versprechen Sie sich davon?

Christian Roos: Sponsoring beinhaltet immer eine Gegenleistung. Wir haben als Partner noch den Fernsehsender Pro 7 dabei, der im vergleichbaren Wert Sendeleistung zur Verfügung stellt. Auf deren Kanälen wird das Konzept der „Tafeln“ vorgestellt, und wir werden als Sponsor genannt. Dadurch versprechen wir uns einen positiven Imagetransfer.

Würden Sie vergleichbare Werbespots schalten, käme es teurer.

Wir werden unseren Werbeetat nicht runterfahren und sponsern die „Tafeln“ nicht nur aus Imagegründen. Daimler Benz hat auch eine soziale Aufgabe. Unsere Intention war, mit diesen Fahrzeugen etwas Gutes zu tun und dies auch zu kommunizieren. Wenn ein Fahrzeug in einem Spot gezeigt werden muß, wird es ein Daimler sein. Aber es ist nicht so, daß 30 Sekunden lang ein Daimler durch das Bild fährt.

Mit dem Logo: Sponsered by Daimler Benz?

Was draufsteht, wissen wir noch nicht.

Boris Becker als Werbeträger reicht nicht aus. Was reizt Sie an der altruistischen Form der Armenspeisung?

Die „Tafeln“ verfolgen eine einfache, geniale Idee: Lebensmittel da, wo sie übrig sind, einzusammeln, und dort, wo sie benötigt werden, wieder auszugeben. Die Leistung, die wir den „Tafeln“ zukommen lassen, verschwinden nicht in Overhead-Kosten, das heißt sie kommen nicht nur 1:1 den Bedürftigen zugute, sondern verstärken den Nutzen für den Bedürftigen. Außerdem entstehen überall solche „Tafeln“. Wenn Sie die Organisation als Unternehmen betrachten, wäre sie mit ihrer Expansion zwischen 1993 und heute ein Shooting-Star.

Auch Daimler verzeichnet Zugewinne: 20 Prozent mehr Umsatz bei Nutzfahrzeugen 1997. Entkräftet Sozialsponsoring den Vorwurf vom Turbokapitalismus?

Diesen Erfolg erzielen wir nicht durch Rationalisierung. Weltweit verzeichnen wir einen Stellenaufbau von sechs Prozent bei den Nutzfahrzeugen. Wir bilden über den Durchschnitt aus und versuchen, den Standort Deutschland zu sichern. Die Entscheidung, die „Tafeln“ zu unterstützen, fiel absolut unabhängig von Fragen des Firmenimages, des Gewinns, von Arbeitsplätzen oder des Umsatzes.

Gegen welche Widerstände mußten Sie bei Daimler kämpfen?

Gegen keine. Das ist nicht einfach eine Spende, wo man etwas gibt, und dann ist es fertig. Mit Pro 7 kommunizieren wir es.

Und wir fragen kostenlos nach.

Tu Gutes und rede darüber, dieses Argument konnten wir auch im Hause gut präsentieren. Interview: Annette Rogalla