Das Portrait
: Pionier der Aidsforschung

■ George H.Hitchings

Über eine Million Menschen verdanken dem Medizinforscher und Nobelpreisträger George H. Hitchings ihr Leben, schätzen Insider. Aus Hitchings Forschungsarbeiten sind zahlreiche Medikamente und Therapien hervorgegangen, die bei schweren und oftmals tödlich verlaufenden Krankheiten eingesetzt werden: Gicht, Leukämie, Herpes, Malaria. Das von ihm mitentwickelte Medikament Imuran, das Abstoßungsreaktionen der körpereigenen Abwehr unterdrückt, ermöglichte erstmals Organverpflanzungen. Das bekannteste Medikament, für das Hitchings Pionierarbeit geleistet hat, ist das Aidsmittel AZT. Hitchings, der nach einem Bericht der New York Times Ende vergangener Woche im Alter von 92 Jahren starb, lebte für die Medizinforschung.

Für den britischen Pharmakonzern Burroughs Wellcome, der heute unter dem Namen Glaxo Wellcome firmiert und zu den ganz Großen in der Pharmabranche gehört, war der Biochemiker aus North Carolina ein Goldgriff. Allein mit AZT, dem ersten Medikament, das den Vermehrungszyklus des Aidsvirus zumindest zeitmachte der Konzern Milliardenumsätze. Umstritten war das Mittel aber wegen der zum Teil drastischen Nebenwirkungen.

„Meine Karriere begann eigentlich erst 1924, als Chef der biochemischen Abteilung im New Yorker Forschungslabor von Wellcome“, berichtete der 1905 geborene Hitchings vor einigen Jahren. Über 30 Jahre blieb der erfolgreiche Forscher bei dem Pharmakonzern. Schon Mitte der 40er Jahre begannen Hitchings und sein Forschungsteam mit der Untersuchung von viralen Erkrankungen. Dabei entdeckte er damals, daß durch die Veränderung der Erbsubstanz von Krankheitserregern deren Vermehrung gehemmt werden kann. Zahlreiche Chemotherapien gegen Infektionserreger basieren auf diesem Prinzip.

Vom Nobelpreis-Komitee wurde der Biochemiker lange Zeit übersehen. Erst 1988 wurde Hitchings mit seiner Kollegin Gertrude Elion, mit der er seit 1944 zusammenarbeitete, mit der Kaiserkrone der Wissenschaft, dem Nobelpreis, ausgezeichnet. 1976 ging Hitchings in den Ruhestand. Die Krankheit, die ihn am Ende seines Lebens selbst plagte, gehörte nicht zu seinem früheren Forschungsbereich: Nach Angaben seines Sohnes litt er an der Alzheimer-Krankheit. Wolfgang Löhr