160 Jahre Rap

■ Mit New Yorks Sugarhill Gang kommen die Ahnen des HipHop nach Hamburg

Alle lieben die Sugarhill Gang. Auf Feten nerven ihre Songs zwar jedesmal aufs Neue, dennoch zeigen sich HipHopper aller Klassen wie auf Knopfdruck vereint, wenn es um ihre erste Begegnung mit Rap geht. Denn eins ist sicher: Früher oder später taucht der Name Sugarhill Gang auf und mit ihm der Endlostrack „Rapper's Delight“. Dieser eine Hit von 1979 hat zur Legendenbildung gereicht und die drei unbeleckten Rapper von eben jenem Sugarhill in Harlem bis in alle Zeiten als die HipHop-Pioniere festgeschrieben. Aber „Rapper's Delight“war, das wissen wir längst, nicht die erste Single, auf der gerappt wurde; ebensowenig wie die Interpreten Michael „Wonder Mike“Wright, Guy „Master Gee“O'Brien und Henry „Big Bank Hank“Jackson damals als Inbegriff von Coolness galten.

Kenner ihres Auftritts in Ilja Richters „Disco“werden sich an die spackigen Drei nur zu gut erinnern. Aber: Sugarhill Gang waren die ersten, die mit einem Rap auf sämtlichen Compilations vertreten waren. Und das weltweit. „Rapper's Delight“hat durch seinen Erfolg einem ganzen Genre in Sachen Produktion, Öffentlichkeit und Selbstvermarktung auf die Beine geholfen. Nach außen hin nur die sprachtechnische Erweiterung des Soul-Hits „Good Times“von Chic, etablierten sich auf dem gemeinsamen Basslauf die Prinzipien des HipHop als kodierte Form von schwarz-amerikanischer Pop-Kultur. Seitdem ist der oft verhandelte Genre-Diskurs samt Turntables, Graffiti und MCs soweit etabliert worden, daß selbst weiße amerikanische Populärwissenschaftler wie Richard Shusterman HipHop auf den Wurzeln des Hits „Rapper's Delight“zur gleichberechtigten Kunstform neben der allgemeinen Avantgarde erhoben haben.

Dabei hat die Sugarhill Gang nie wirklich zum Inner Circle der Szene gehört, und die nachfolgenden Hits von ihnen wurden mehr registriert als verehrt. Eher waren es Grandmaster wie Flash, Caz oder Melle Mel, die durch ihre Raps das innere wie äußere Bild vom Hip-Hopper als bepelztem König im Straßenflitzer zeichneten.

Wie einen glamourösen Bibel-Rap zelebriert Melle Mel, eine Mischung aus Zuhälter und Kid Creole, noch heute die alten Straßenrituale über die alten Break-Beats von vor 15 Jahren. Daß er zusammen mit der Sugarhill Gang nach Deutschland kommt, ist schon eine kleine Sensation. Daß die gesamte Posse dabei gute 160 Jahre auf die Bühne bringt, ein Zeichen von Geschichte. Nicht von Alter.

Oliver Rohlf

Mi, 11. März, 21 Uhr, Mojo Club