Vater, Mutter, Kind gegen Rosie

Neues breites Bildungsbündnis aus Lehrergewerkschaften, Eltern und Schülerkammer fordert Änderung des Koalitionsvertrages  ■ Von Judith Weber

Die Lehrer wollen, was die Schüler wollen, und die Eltern ebenfalls: Der rot-grüne Koalitionsvertrag vom November muß geändert werden, fordern sie einhellig. Und zwar schnell, denn sonst werde man „bis nach den Bundestagswahlen politischen Druck machen“.

Zu diesem Zweck haben sich Hamburgs Eltern- und Schülerkammer mit den LehrerInnen vereint. Gemeinsam mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW), dem Deutschen Lehrerverband (DL) sowie DAG und ÖTV haben sie sich zu einem breiten Bildungsbündnis formiert, das zwar noch keinen Namen hat, aber ein Ziel: SPD und GAL sollen auf die Kürzung von rund 1000 LehrerInnenstellen verzichten. Das hatte SPD-Schulsenatorin Rosemarie Raab vorgestern angekündigt, um die im Koalitionsvertrag festgelegte Sparquote ihrer Behörde zu erfüllen. Außerdem sollen die LehrerInnen nicht 25 statt bisher 24 Stunden arbeiten müssen. Gemeinsam vertreten die Frischverbündeten rund 250.000 Eltern, 17.000 LehrerInnen und 230.000 SchülerInnen.

Raabs Sparkonzept „trägt eine klare rot-grüne Handschrift“, krittelt Arno Becker, Vize-Chef des Lehrerverbands. „Gezielt geschwächt werden Schulen mit Fachunterricht wie Gymnasien und Berufsschulen“. Bevorzugt würden Lehranstalten, „die eine Eltern-Ersatzfunktion erfüllen und sich mehr sozialen Zielen widmen“. Soll heißen: Gesamtschulen und verläßliche Halbtagsschulen. An den Berufsschulen dagegen „fallen 18 Prozent der Stellen weg“.

„Es ist naiv, anzunehmen, daß wir in diese Richtung mitgehen“, schimpft auch Elternkammer-Chef Dr. Peter Riedel. Die Schülerzahlen steigen, die Lehrer müssen immer länger schuften – und schon jetzt ist alles alt an Hamburgs Schulen, findet Steven Galling, Geschäftsführer der Schülerkammer. Die Bücher sind nicht neu, die Computer nicht auf dem aktuellen Stand und die Lehrer „meist auch über 50“.

Naht also das Ende des qualifizierten Unterrichts? Ja, behauptete das erste Plakat der Frischverbündeten, das gestern im Ringen mit Wind und Wetter an der Fassade der Schulbehörde festgezurrt wurde. „Gute Nacht, Hamburg“, stand da, und „Rot-grün verabschiedet sich aus der Bildungspolitik“.

Auf Vorschläge, wo an Hamburgs Schulen intelligenter geknapst werden könnte, kann Raab trotz des Unmuts lange warten. Mit ihr will keiner der Bündnispartner verhandeln. „Wir können uns nicht an einer Diskussion beteiligen, wenn das Sparvolumen schon feststeht“, betont GEW-Vorsitzende Anna Ammonn. Auch ein neues Stellenmodell, wie von der SPD gefordert, will sich die GEW nicht ausdenken: „Wir lassen uns doch nicht spalten.“