Computer-Szene unter der Lupe

■ Neue Studie über Medienstandort Bremen: Die Multi-Media-Branche beklagt schlechtes Image trotz hoher Kompetenz

Der Multimedia-Sektor in Bremen ist besser als sein Ruf. Gleichzeitig muß in Zukunft mehr dafür getan werden, daß Unternehmen der Branche nicht auf die Idee kommen, in Computerzentren wie Hamburg oder Köln abzuwandern. Nach der Selbsteinschätzung von 31 Firmen hat die Bremer Multimedia-Szene jetzt schon eine Menge zu bieten – richtig miserabel ist jedoch Bremens Image als Medienstandort. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Der AV (audiovisuelle) und Multimedia-Sektor am Standort Bremen“, die von der Universität in Kooperation mit der Arbeiterkammer erstellt wurde.

„Bremen ist kein Multimedia-Zentrum wie Köln oder Hamburg“, gibt sich Heiner Heseler von der Kooperation Universität/Arbeiterkammer bescheiden. Immerhin arbeiten hier aber nach vorsichtigen Schätzungen inzwischen 600 bis 800 Menschen in dem Bereich, der die Erstellung von Internet-Seiten genauso beinhaltet wie die digitale Bildbearbeitung von Videoclips. „Hier gibt es gute technische Voraussetzungen, aber Bremen muß aufpassen, daß es den Anschluß hält“, so Heseler. Der Bereich der audivisuellen Medien und der schwer zu definierende Bereich „Multimedia“sei „klein, aber sehr dynamisch“.

Mehr als die Hälfte der gefragten Betriebe plant Neueinstellungen, ist ein Ergebnis der Studie. Das heißt leider nicht unbedingt, daß von den oft blutjungen Computerfirmen eine bedeutende Entlastung des gebeutelten Arbeitsmarktes zu erwarten ist. Ein Großteil der neuen Firmen sind Ein-Personen-Veranstaltungen mit wenig Kapital im Rücken.

Schlechte Noten bekommt neben dem Image als Medienstandort auch die Standort- und Medienförderung durch die Politik. 17 Befragte fanden, daß diese Politik ,mangelhaft' sei, sieben gaben die Note ,befriedigend'. Nur jeweils einer gab ein ,befriedigend' und ein ,gut'. Auch die Aus- und Weiterbildung in dem Bereich läßt noch zu wünschen übrig, finden die Befragten. Ein weiteres Problem: Die regionale Nachfrage nach den Computer-Produkten läßt noch stark zu wünschen übrig. „Wenn ein Auftrag vergeben werden soll, wird oft die 040 gewählt“, berichtet Charlotte Dorn, Autorin der Studie. „Die innovativen Firmen sind einfach nicht bekannt genug“.

Die Chance Bremens sehen die Autoren nicht darin, den dominierenden Computerfirmen der Großstädte den Rang ablaufen zu wollen. Profilieren könne man sich hier vielmehr als regionales Medienzentrum mit bundesweiter Ausstrahlung.“Beispiel: Bremen könnte versuchen, Hochburg der Computer-Weiterbildung zu werden. Ein Multimedia-Studiengang an Universität oder Hochschule würde dabei helfen.

Während in dem einen Raum des Bremer Innovations- und Technologiezentrums (Bitz) die Studie vorgestellt wird, läuft nebenan die Fachtagung „Medienkompetenz – ein Schlüssel für den Medienstandort Bremen.“Gerade macht Matthias Fonger von der Handelskammer Mut: „Wir sind gar nicht so ein schwarzer Fleck“, meint er, „wir müssen uns besser verkaufen lernen.“ cd