„Klinische Romantik“ – Doppelprogramm im Freien Schauspiel

Der Münchner Lyriker und Dramatiker Albert Ostermaier (im Bild) und der Berliner Autor Leonhard Lorek machen gemeinsame Sache. „Klinische Romantik“ heißt ein Projekt, das sie im Freien Schauspiel Neukölln vorstellen werden. Den Anfang macht heute abend um acht Uhr „fremdkörper hautnah“, ein Lyrik-Musik-Programm, das der Suhrkamp-Autor Ostermaier und der Berliner Musiker Bert Wrede so oder anders schon in einigen Städten gezeigt haben.

Auch in der Baracke des Deutschen Theaters hatte Ostermaier seine lyrischen Texte bereits im Januar zu der Gitarre von Wrede gerappt und dem Berliner Publikum bewiesen, daß ein insbesondere dreißigjähriger Ernst-Toller-Preisträger das Zeug zum Popstar hat. Der Dichter und sein Musiker kommen übrigens erst heute nachmittag von einer Indien-Tournee zurück. Direkt aus dem Flugzeug auf die Bühne – das macht der amerikanische Hardcore-Rapper ICE-T auch nicht viel anders.

Leonhard Loreks Beitrag zur „Klinischen Romantik“ ist anderer Natur. „Kompetenz, kaum Kontakt“, eine Videoinstallation mit Musik und Live-Stimme, hat ihren Ursprung eher in der Avantgardekunst diverser „documenta“-Bestücker.

Lorek sorgt für den Text, der Theatermusiker Nino Sandow und der Videokünstler Thomas Martius für den Rest. Auf einer Leinwand wird die BE-Schauspielerin Ruth Glöß zu sehen sein (singend!), als Hintergrund für vier Kolleginnen: Kristin König, Barbara Philipp, Nadja Engel und Chaterine Stojahn. An jedem Aufführungsabend wird eine andere Loreks neuen Text lesen, der ein Destillat aus seinem Buchmanuskript „Wirtschaft, Tod und 10 Gedichte“ ist.

Zwei Programme mit Musik und rhythmisierter Sprache also im Freien Schauspiel, das mit dieser Produktion schon wieder einen Schwanengesang anstimmt, denn seit der Streichung sämtlicher Fördergelder für das Theater im letzten Jahr kämpft die Neuköllner Stadtteilbühne ums Überleben. loe

Foto: Sven Panstian

„fremdkörper hautnah“: ab heute bis 8.3.; „Kompetenz, kaum Kontakt“: vom 12. bis 15.3.; jeweils ab 20 Uhr im Freien Schauspiel, Pflügerstraße3 in Neukölln