Da läuft einer rum, der ziemlich schnell ist

■ Bei Inter Mailands 1:0 gegen Schalke 04 im Hinspiel des Uefa-Cup heißt der Unterschied zwischen beiden Mannschaften Ronaldo

Mailand (dpa/taz) – Selbst in der Enttäuschung über die knappe 0:1- Niederlage im Viertelfinal-Hinspiel des Uefa-Cup bei Inter Mailand fand Huub Stevens lobende Worte für seinen abwanderungswilligen Schlußmann Jens Lehmann. „So wie Inter Ronaldo hat, haben wir noch einen Torwart. Der steht doch nicht umsonst im Tor.“ Auch das nach Stevens' Ansicht „zu schnelle Gegentor“ (17.) nach einem Blitzantritt, mit dem der Brasilianer Ronaldo die Abwehrspieler Johan de Kock und Thomas Linke stehen ließ, mochte der Schalker Coach nicht seinem Keeper ankreiden: „Ich glaube nicht, daß der Ball zu halten war. Er war aus vollem Lauf sehr scharf geschossen.“

Tatsächlich war es beeindruckend, wie Lehmann vor 45.000 Fans in San Siro, darunter rund 10.000 Schalker, kühlen Kopf bewahrte und mit Glanzparaden weitere Tore verhinderte. So lenkte er Morieros Knaller (13.) über die Latte, parierte Simeones Kopfball (51.), klärte mehrmals gegen Ronaldo und riskierte gegen Zamorano Kopf und Kragen. „Jens hat ein paar unglaubliche Bälle gehalten“, lobte Huub Stevens.

Ansonsten wurde viel von Ronaldo geschwärmt, der beim Tor entzückte, sich aber auch einige Kunstpausen gönnte. Sein Bewacher de Kock, der schon vor Jahren in der niederländischen Ehrendivision Erfahrungen mit dem brasilianischen Wunderknaben sammeln konnte, kam nach 28 Sekunden erstmals zu spät und sah nach einem Foul die zweite gelbe Karte im laufenden Wettbewerb. Da auch Linke verwarnt wurde, fehlen im Rückspiel am 17. März beide Innenverteidiger, was der Brasilianer nicht ungern sehen dürfte.

„Ronaldo ist älter und erfahrener geworden“, sagte de Kock später. „Und noch trickreicher, wenn das überhaupt geht. Man darf ihn nie aus den Augen lassen und muß möglichst vor ihm am Ball sein.“ Was ist der Unterschied zwischen Schalke und Inter? „Ich glaube, sie haben da vorne einen rumlaufen, der ziemlich schnell ist. Ronaldo ist nicht umsonst der weltbeste Fußballer“, meinte Stevens und lag, obwohl er Inter auch „als Kollektiv“ schätzt, damit auf der Ebene der italienischen Presse vom Mittwoch. „Ronaldo machte den Unterschied“, titelte La Republica und frohlockte: „Diesmal ging Schalke in San Siro k.o.“

Dennoch läßt das Ergebnis für das Rückspiel alle Chancen offen, „wenngleich es sehr schwer wird“, wie Stevens glaubt, „weil wir kein Auswärtstor machen konnten“. Sogar Inter ist noch vorsichtig. „Wir werden auch in Schalke leiden und kämpfen müssen. Mit Ronaldo aber haben wir eine Spezialwaffe“, so Präsident Massimo Moratti. Torwart Gianluca Pagliuca warnte gar: „Die Deutschen sind stärker als wir.“

Schalke 04: Lehmann – Thon – de Kock, Linke – Latal (86. Anderbrügge), van Hoogdalem, Nemec, Büskens – Wilmots – Max, Eijkelkamp (72. Eigenrauch)

Zuschauer: 45.000; Tor: 1:0 Ronaldo (17.)

Inter Mailand: Pagliuca – Fresi – Galante (10. Cauet), Sartor, Colonnese – Moriero, Zanetti, Winter, Simeone – Ronaldo, Djorkaeff (74. Zamorano)