Heizen, bis das Klima kippt

Greenpeace kritisiert Energieverschwendung in öffentlichen Gebäuden  ■ Von Achim Fischer

Eine „gigantische Verschwendung von Heizenergie“in Hamburgs öffentlichen Gebäuden beklagte gestern Greenpeace. Bis zur Hälfte der verfeuerten Ressourcen ließe sich einsparen – zum Wohle von Umwelt und Steuerzahler.

Heizenergie ist der wichtigste Posten in der deutschen Gesamt-Energiebilanz. Sie ist zu 25 Prozent am Ausstoß des Klimakillers Kohlendioxid beteiligt – weit vor dem gesamten Verkehrssektor mit 18 Prozent.

Greenpeace machte mit einer Spezial-Kamera die Wärmeabstrahlung von öffentlichen Gebäuden sichtbar. Als „leuchtende Beispiele für Energieverschwendung“erwiesen sich unter anderem die Staatsoper, der Philosophenturm und die Justizbehörde. „Mit mangelhaftem Wärmeschutz stehen sie stellvertretend für den Großteil der Hamburger Bausubstanz“, sagte Greenpeacer Carsten Körnig.

Knapp 90 Millionen Mark verfeuert die Stadt jedes Jahr und verursacht dabei rund 500.000 Tonnen Kohlendioxid. „Rein technisch gesehen“, so Körnig, ließe sich der Verbrauch um bis zu 90 Prozent senken. Rein praktisch gesehen aber kosten diese Techniken Geld. Zuviel Geld, als daß sich die technisch optimale Sanierung bestehender Häuser – neue Häuser müssen ohnehin nach hohen Wärmeschutzanforderungen gebaut werden – für die Stadt lohnen würde.

Dagegen lohnen sich oftmals abgespeckte Sanierungs-Konzepte. Je nach Haus machen sich innerhalb von zehn bis zwölf Jahren die Kosten für eine bessere Isolierung oder einen neuen Brennwertkessel bezahlt, weil die Verbrauchskosten sinken. Auf 30 bis 50 Prozent des heutigen Heizenergieverbrauches schätzt Greenpeace dieses „wirtschaftliche Einsparpotential“.

Über „Contracting-Verträge“könnte die Stadt diese Maßnahmen ohne Eigenkapital finanzieren: Private Unternehmen würden, wie in Berlin, für öffentliche Gebäude Spar-Konzepte planen, finanzieren und durchführen. Als Lohn teilen sie sich die eingesparten Heizkosten mit der Stadt. Berlin spart damit unter dem Strich jährlich fünf Millionen Mark. Die Hamburger Umweltbehörde verweist in ihrem „Energiebericht 1997“derweil auf „die langjährige und erfolgreiche Praxis der Energieeinsparung in öffentlichen Gebäuden“.

Dennoch gestanden die Umweltbehördler, zum Zeitpunkt der Broschüren-Produktion noch unter der Regie von Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD), in ihrem Resümee: „Die Potentiale für Energieeinsparungen in öffentlichen Einrichtungen, und nicht nur dort, sind nicht ausgeschöpft.“

„Erhebliche Einsparpotentiale“sieht denn auch Brigitte Köhnlein, Sprecherin der mittlerweile grünen Behörde. Umweltsenator Alexander Porschke (GAL) wolle deshalb ein Förderprogramm „Arbeit und Klimaschutz“ausarbeiten. Bei anstehenden Sanierungsvorhaben in öffentlichen und privaten Gebäuden sollen künftig automatisch auch Wärmeschutzmaßnahmen berücksichtigt werden.