Israel bekommt Mossad-Chef auf Abruf

■ Der Diplomat Ephraim Halevy soll das ramponierte Image des Geheimdienstes aufpolieren. Doch sein Nachfolger steht schon fest

Jerusalem (taz) – Israels EU- Botschafter Ephraim Halevy ist von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu zum neuen Mossad- Chef berufen worden. Halevy diente 28 Jahre im Mossad, zuletzt als stellvertretender Chef des Geheimdienstes. Er war erst vor zwei Jahren in den diplomatischen Dienst gewechselt, nachdem er, entgegen vielen Erwartungen, nicht zum Nachfolger des 1996 pensionierten Schabtai Shavit ernannt worden war.

Halevy soll das durch Pannen ramponierte Ansehen des Mossad wiederherstellen und die internen Strukturen des Geheimdienstes reformieren. Der mißlungene Mordanschlag auf Hamas-Führer Chalid Maschaal im September 1997 in Jordanien und die Festnahme von Mossad-Agenten nach einem fehlgeschlagenen Lauschangriff in der Schweiz im vergangenen Monat haben den Geheimdienst in Verruf gebracht und zum Rücktritt des bisherigen Chefs, Danny Jatom, geführt. Ein Ausschuß, der die Maschaal-Affäre untersuchte, hat in seinem Bericht rund 80 Reformempfehlungen ausgesprochen, die der neue Mossad-Chef nun umsetzen soll.

Halevy wurde 1934 in England geboren und kam 1948 mit seinen Eltern nach Israel. Nach einem Jura-Studium trat er 1961 dem Mossad bei. Er leitete die Abteilung für politische Verbindungen. Der 1995 ermordete Ministerpräsident Jitzhak Rabin machte ihn zum Sondergesandten für die Friedensverhandlungen mit Jordanien. An der Freilassung der beim Anschlag auf Maschal in Jordanien geschnappten Mossad-Agenten soll er entscheidenden Anteil gehabt haben. Nach seiner Ernennung hat Jordanien laut dem israelischen Rundfunk gestern die Geheimdienstkooperation mit Israel wiederaufgenommen.

Halevy dürfte den Mossad allerdings nur für eine Übergangszeit von höchstens zwei Jahren führen. Zum Nachfolger in spe und stellvertretenden Mossad-Chef wurde der bisherige Kommandeur des Nordabschnitts, Generalmajor Amiram Levine, ernannt. Als Befehlshaber der israelischen Truppen im Libanon bringt der 52jährige ausreichend „Felderfahrung“ mit. Levine gilt als Vertrauter Netanjahus. Er kommandierte die Eliteeinheit Sayeret Matkal und war zu dieser Zeit Netanjahus Vorgesetzter. Ganz unbefleckt ist seine Karriere allerdings nicht. 1992 wurden fünf Soldaten durch eine irrtümlich abgefeuerte Rakete getötet und sechs verwundet. Als verantwortlicher Offizier der Brigade wurde Levine damals verwarnt, weil die Sicherheitsbestimmungen nicht eingehalten worden waren. Geheimdiensterfahrung hat der Berufssoldat nicht. Die soll er sich in den kommenden zwei Jahren aneignen. Georg Baltissen