In dieser Woche kam es in der Provinz Kosovo zu den schwersten Zusammenstößen seit Jahren. Bei Schießereien zwischen albanischen Kämpfern und serbischen Polizisten starben 26 Menschen. Die internationale Gemeinschaft setzt noch auf Verhandl

In dieser Woche kam es in der Provinz Kosovo zu den schwersten Zusammenstößen seit Jahren. Bei Schießereien zwischen albanischen Kämpfern und serbischen Polizisten starben 26 Menschen. Die internationale Gemeinschaft setzt noch auf Verhandlungsbereitschaft

Der ewige Kampf um den Kosovo

Das serbisch-orthodoxe Kloster Decani aus dem 14. Jahrhundert, 70 Kilometer westlich der Hauptstadt Priština ist in mildes Sonnenlicht getaucht und strahlt eine fast heilige Schönheit aus. „Schau es dir gut an, mein Junge“, sagt ein Mönch. „Das sind unsere Wurzeln, von denen sich Serbien nie wird trennen können.“

Wie der ganze Kosovo, ist auch die malerische Umgebung von Decani zu 90 Prozent von Albanern bewohnt. Sie kämpfen für die Unabhängigkeit des Kosovos, nach ihrem Sieg würde die albanische Führung den serbischen Klöstern diplomatische Imunität verleihen. „Natürlich haben wir Angst“, sagt ein älterer Serbe verärgert. „Diese Klöster sind orthodoxe Inseln, die hilflos im albanischen Ozean treiben. Slobodan Milošević muß die Polizei, die Armee, überhaupt alles einsetzen, um uns zu verteidigen, bevor es zu spät ist. Die Albaner können uns abknallen, wann sie wollen. In den umliegenden Dörfern haben alle Serben Wachen organisiert. Wir werden uns nicht kampflos abschlachten lassen.“

Bisher hätte die befürchtete „Befreiungsarmee von Kosovo“ (UCK) die Klöster in Ruhe gelassen, doch die Kämpfe zwischen „albanischen Terroristen und der serbischen Polizei“ drohen sich auf die ganze Provinz auszuweiten.

„Wir müssen unsere ehrwürdigen Heiligtümer beschützen“, erklärt Erzbischof Artemije. „Ich war jetzt in Amerika und Frankreich. Der Westen bezieht seine Informationen ja fast ausschließlich aus albanischen Quellen! Die Serben sind diejenigen, die im Kosovo bedroht sind.“

Viele Serben verlassen jetzt den Kosovo, sowohl Familien, die Jahrhunderte lang hier gelebt haben, als auch Flüchtlinge aus Kroatien und Bosnien. Am vergangenen Wochenende hat die „Befreiungsarmee“ eine zum Flüchtlingslager umgebaute Schule in Srbica angegriffen.

Im ganzen Kosovo herrscht Angst. Auch in der Provinzhauptstadt Priština. Am Mittwoch abend wurde mitten in der Stadt auf eine serbische Polizeistation und einen Streifenwagen geschossen. „Alles ist schön und gut, aber legt euch doch lieber auf den Boden des Waggons, bis ihr in Serbien seid!“, rät ein serbischer Polizist, der seine Landsleute in Priština nachts zum Zug begleitet.

Noch hat es keine Angriffe von Albanern auf die Eisenbahn gegeben, aber die Menschen rechnen mit allem. Am Donnerstag hat die UCK in der albanischen Zeitung Bujku Rache für das „Massaker“ an 26 Albanern“ geschworen, das die serbische Polizei verübt hat. „Alle fähigen Albaner sollen sich der Befreiungsarmee von Kosovo anschließen und für die Freiheit kämpfen!“ heißt es in dem Aufruf.

Momcilo aus Priština hat seine Verwandten aus einem Dorf bei Drenica aufgenommen und berichtet: „Dort wird eine große Säuberungsaktion der serbischen Polizei befürchtet. Fast alle Häuser sind leer, nicht nur Serben, auch Albaner sind in Städte geflohen. Dort ist es doch sicherer.“ Momcilo ist empört, daß „eine Zeitung in Pristina offen zum Krieg gegen die Serben aufruft“. Das Ganze sei völlig außer Kontrolle geraten. Die Albaner wollten direkt einen Krieg provozieren. „Und was sie wollen, das können sie haben. Wir werden nicht den Schwanz einziehen und davonrennen!“ Andrej Ivanji