Experten in Sachen Werner

Strichmännchen und Gummivögel: Eine Fortbildung zur AnimationsdesigerIn soll in Hamburg Fachleute für Trickfilme hervorbringen  ■ Von Ilonka Boltze

Die Welt des Trickfilms ist ein Reich, in dem die Welt Farbe bekennt. Häßlich verwarzt sind seine grausamen, makellos schön und bunt die guten Geschöpfe. Und beide kommen nur selten aus Deutschland. Die meisten deutschen Trickfilme werden nach wie vor im Ausland produziert, weil in der Bundesrepublik Fachleute fehlen.

Eine Weiterbildung zur AnimationsdesignerIn soll jetzt in Hamburg für qualifizierten Nachwuchs sorgen. Bei der Stiftung Berufliche Bildung und initiiert vom Bildungswerk Medien wird 16 Frauen und Männern beigebracht, wie man moderne Trickfilme erstellt. Los geht es an der eigens dafür gegründeten animation school hamburg am 1. Juli; der Kursus ist auf 14 Monate angelegt.

SpezialistInnen für zeitgemäße Clips sind überfällig, meint „Werner“-Regisseur Michael Schaack. Er arbeitet bei der Hamburger TrickKompany, der Kooperationspartnerin der neuen Fortbildung. „Früher entstanden in Deutschland überwiegend Zeichentrickfilme für Kinder, die von freiberuflichen Zeichnern produziert wurden.“Doch inzwischen besteht ein Großteil der Aufträge aus computeranimierten Werbe-Clips und komplexen Animationen für das Erwachsenenprogramm.

Damit Werbefiguren wie Mayonaise-triefende Kartoffelmännchen und Gummi-Vögel, die auf ein bestimmtes Waschmittel stehen, künftig aus deutschen Studios kommen, öffnete auch der Europäische Sozialfonds seine Geldkassette: Er fördert die animation school gemeinsam mit der Medienstiftung Hamburg. Die TrainerInnen kommen aus Hamburger Produktionsstudios, der Trickfilm- und der Animationsbranche. Außerdem sollen ausländische Gastdozenten eingeladen werden. So lernen die TeilnehmerInnen die Entstehung eines Trickfilms von der Idee bis zur Nachbearbeitung kennen. Sie müssen ein Drehbuch, das sogenannte Storyboard erstellen, Figuren zeichnen und Puppen modellieren.

Die werden hauptsächlich für dreidimensionale Filme gebraucht: Sind die Figuren erstmal gebastelt, werden sie gefilmt. Die Bilder werden dann digitalisiert und per Computer zum Laufen gebracht. Wenn die Figuren nur gezeichnet werden, müssen die Bilder koloriert, geschnitten und vertont werden. So kann am Ende des Kurses jedeR sein eigenes Filmprojekt vorweisen. Und damit wiederum können sich die erfolgreichen AbsolventInnen später in den verschiedenen Arbeitsbereichen der TrickfilmmacherInnen bewerben: im Layout, dem Charakterdesign oder für zwei-, bis dreidimensionale Animation.

„Optimal ist die Ausbildung für Absolventen im Grafik-, Zeichen- oder Filmbereich“, sagt Projektleiterin Barbara Wieneke. Das Alter spiele keine Rolle, Hauptsache, die TeilnehmerInnen haben Berufserfahrung. Deshalb müssen die BewerberInnen auch eine Mappe mit Zeichnungen oder Graphiken vorweisen.

Geld müssen sie auch mitbringen. Trotz der EU-Förderung bleiben monatlich 300 Mark Eigenbeteiligung. Bei 30 Fortbildungsstunden wöchentlich wird ein Voll- oder Teilzeitjob nebenher unmöglich, das Arbeitsamt finanziert den Kursus nicht. „Interessant ist die Weiterbildung eher für Freiberufler“, gibt Michael Schaak zu – und hofft auf Kontakte zur Branche, die den TeilnehmerInnen während ihrer Schulung möglicherweise lukrative Aufträge geben.

Bewerbungen (inkl. Mappe mit Aktzeichnungen oder Cartoons) können noch bis zum 15. März gerichtet werden an: Stiftung berufliche Bildung, animation school hamburg, Frau Barbara Wieneke, Eiffestraße 664, 20537 Hamburg. Informationen gibt's unter 040/21 11 24 94.