Hamas für Anschläge verantwortlich

Israels Armee behauptet, Hamas-Mitglieder hätten in Verhören Selbstmordanschläge und geplante Attentate gestanden, und erhebt Anklage vor Gericht  ■ Aus Jerusalem Georg Baltissen

Die Selbstmordanschläge in Jerusalem vom Sommer vergangenen Jahres scheinen aufgeklärt. Nach Angaben eines Sprechers der israelischen Armee ist eine größere Gruppe von Hamas-Mitgliedern, die in Nablus, Ramallah und Jerusalem operierte, für die Selbstmordanschläge und mehrere bewaffnete Angriffe auf israelische Soldaten und Siedler verantwortlich. Die Selbstmordanschläge hatten 22 Todesopfer und 345 Verletzte gefordert. Zu den weiteren Anschlägen, die die radikale Palästinenserorganisation Hamas plante, zählen nach Angaben israelischer Behörden die Besetzung einer ausländischen Botschaft und die Geiselnahme von Diplomaten, weitere Selbstmordanschläge, die Entführung eines Knesset-Abgeordneten und israelischer Soldaten sowie Feuerüberfälle auf Busse und die Verminung der Umgebung israelischer Stützpunkte. Hamas-Sprecher Abel-Aziz Rantisi dementierte in Gaza, daß Hamas eine Botschaft besetzen wollte. Hamas suche keine Konfrontation mit anderen Ländern, erklärte er und beschuldigte Israel, Propaganda zu verbreiten, um dem Ansehen der Hamas zu schaden.

Die Hamas-Mitglieder, die bereits im Dezember und Januar festgenommen worden waren, sollen die Taten und Pläne in den Verhören gestanden haben. Gegen sie wurde Anklage vor einem Militärgericht erhoben. Die Verhöre hatten auch zur Entdeckung einer Bombenwerkstatt der Hamas in Nablus geführt, wo die palästinensische Polizei im Januar rund 700 Kilogramm Sprengstoff sicherstellte. Palästinensische Sicherheitskräfte nahmen zu Beginn der Woche weitere zehn Hamas-Mitglieder fest.

Die genaue Zahl der verhafteten Hamas-Mitglieder teilten die israelischen Sicherheitskräfte nicht mit. Lediglich fünf Angeklagte wurden namentlich genannt, darunter der 24jährige Abdullah Bakri. Bakri hat nach israelischen Angaben gestanden, die flüchtigen Führer der Izzedin-Al-Kassam- Brigaden, dem bewaffneten Arm der Hamas, Mohi Sharif und Imad Awadallah, zwischen Oktober und Dezember 1997 in seinem Haus versteckt zu haben. Sie werden verdächtigt, den Sprengstoff für die Selbstmordanschläge in Jerusalem und auf ein Café in Tel Aviv präpariert zu haben. Aus den Geständnissen soll auch hervorgehen, daß der Leiter der Hamas-Operationen ein gewisser Mahmoud Abu Hanoun aus dem Dorf Azirat Shmaliya ist. Aus diesem Dorf, das Israels Armee im vergangenen Jahr über mehrere Wochen abriegelte und durchsuchte, stammten die Attentäter, die sich im Sommer auf dem Mahane-Jehuda-Markt und der Ben-Jehuda-Straße in Jerusalem in die Luft sprengten.