Soundcheck

Heute abend: Karate. Indie-Rock – oft schon wurde dieses Genre abgeschrieben. Doch etwa alle zwei Jahre tauchen Bands auf, die nicht nur auf Gitarren und Schlagzeug beharren wollen, sondern es schaffen, den Klang von Indie-Rock als ausdrückliche Notwendigkeit in Erinnerung zu rufen. Wie sonst wäre eine Gefühligkeit abseits von Kitsch zum Klingen zu bringen, eine Verstörung, die nicht gleich in Verzweiflung münden muß, ausdrückbar? Ähnliches müssen sich Karate gefragt haben, und ihre Antworten haben bisher zwei herausragende Indie-Rock-Alben gefüllt. Eine nur scheinbar unscheinbare Musik ist da zu hören, die eher beiläufig ihre emotionale, sehnsuchtsvolle Wucht aufdrängt, so wie Sänger Geoff Farina im Lied erst ans Geldabheben denkt, bevor er überlegt, ob er die Freundin heute oder morgen verlassen soll. Karate stammen aus Boston, der Bassist spielte früher bei den Moving Targets, doch vergleichen lassen sie sich eher mit Codeine oder Angst, vergangenen kleinen Sensationen des Indie-Rock also. Hier ist die jetzige kleine Sensation – ohne Post-Präfix, aber voller Gefühlsnachhall.

Felix Bayer

mit Sport und Boy Division, 21 Uhr, Schlachthof